Johann Wilhelm Ludwig Gleim
Gedichte
Johann Wilhelm Ludwig Gleim

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Belinde

Ein Sonnet

1749

            Das leztere leichtflatternde Gewand
Sank; welch ein Blick! die artige Belinde
Ward um und um, ein Spiel der sanften Winde,
Wo sie, wie Venus einst, auf Ida stand.
Durch ihren Reitz, durch ihre zarte Hand,
Von der ich noch den sanften Scherz empfinde,
Durch alles, was an ihr mein Auge fand,
Floß in mein Herz das süsse Gift der Sünde.
Erstaunt, entzückt, mir selber unbewust,
Bemaechtigte sich die Gewalt der Sinnen
Ach, alzubald der Tugend meiner Brust.
Du, der du sagst: Ich will den Sieg gewinnen;
Ach laß doch nie das süsse Gift der Lust,
Laß es doch nie nach deinem Herzen rinnen.

Haec, et id genus omnia, dissimulare, et occultare, peccantis; profiteri et promulgare, ludentis est. Quippe naturae vox, innocentiae, silentium maleficio distribuitur. Apulejus.

 


 


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