Johann Wilhelm Ludwig Gleim
Gedichte
Johann Wilhelm Ludwig Gleim

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Die Franzosen

(Im August 1789)

        Das losgelaßne Volk mit seinen tausend Köpfen,
Wie wüthet's, wie zerreißt's die Ketten seiner Wuth!
Wie wirft's den Hals so keck, wie taumelt's, Luft zu schöpfen;
Wie geht's so stolzen Gang, wie giert's nach Menschenblut!

Ein Witzkopf, sagt man, hat's in Dummheit aufgekläret;
Aufklärung hat's gethan! Aufklärung macht es toll!
Dumm, sei's ein gutes Thier, das nur den Fraß begehret,
Und sonst nichts will, als nur den Magen immer voll! –

Aufklärung hat's gethan! – Aufklärung? – Gab's der Weisen,
Der Gottgeliebten, gab's der Lichtgebornen Viel'
Im schönen Frankreich? Gab's in dieser Zeit von Eisen
Volksunterricht, gab's menschliches Gefühl?

Ach Gott, von alledem auch nicht den kleinsten Schatten!
Der Witzkopf, den ihr meint, drang kaum in Einen Kopf
Des losgelaßnen Volks und all die andern hatten
Des Witzes nicht so viel, als unser ärmster Tropf!

In Dummheit waren sie geflissentlich versunken;
Bedachtsam war gelöscht, wie ausgeschneutztes Licht,
Die menschliche Vernunft! – Der gottgegebne Funken,
Der Sonne werden kann, ward, ach! ein Flämmchen nicht!

Kein Wunder, daß das Thier mit seinen tausend Köpfen
Auf Königsthrone tritt, und Königsköpfe frißt! –
Die Ursach? – die dürft ihr nicht tief aus Brunnen schöpfen:
Weil's dumm geboren ward, und dumm gelassen ist!

 


 


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