Johann Wilhelm Ludwig Gleim
Gedichte
Johann Wilhelm Ludwig Gleim

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An Doris.

              Den Wuchs, den Gang, die Sitten und die Miene
Der Grazien hat Doris; ihr Gesicht
Zeigt mir kein Hof, kein Tempel, keine Bühne;
Sie sehen nur, sie lieben will ich nicht!

Sie hat den Geist der Musen; ihre Rede
Tönt lieblicher, als Saitenspiel; sie spricht,
Wie Weise, kühn, wie Schäferinnen, blöde;
Sie sprechen nur, sie lieben will ich nicht!

Auch hat sie noch den schönsten Mund zum Küssen,
Wer ihn erblickt, dem wird die Liebe Pflicht;
Und doch sollt ihr, ihr Liebesgötter, wissen:
Sie küssen nur, sie lieben will ich nicht!

Denn lieb' ich sie, – o Himmel, alles Schöne
Verlischte dann vor meiner Augen Licht;
Schön wäre mir nicht Laura, nicht Helene,
Sie küssen nur, sie lieben will ich nicht!

 


 


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