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Wer Samenkörner streut, der nehme sich in Acht, Daß ihn einmal es nicht gereue. – Welch Unglück haben in die Reihe Der Dinge Worte nicht gebracht! |
An jeden Ort, wohin du gehest, Nimm deinen Maßstab mit; zum Schmaus, zum Tanz, zum Spiel; Und wenn du ruhend stille stehest, Dann frage: War's zu viel? |
Der Mann, der stark sich dünkt, der trete zu den Schwachen; Wer glaubt, er fehle nicht, der Mann, der irret sich! Hast aber du gefehlt, so rüste eilends dich, Den Fehler wieder gut zu machen! |
Der ist ein Ehrenmann, der eines Andern Fehler Mehr als die eigenen entschuldigt und verschweigt, Und Andrer Tugenden wie rechte Ehrenmäler Dem, der sie recht nicht sieht, im rechten Lichte zeigt. |
In unsers Gottes Welt sind wir an allen Enden, Im Mond, im Sirius, in treuen Vaterhänden; Darum, was kümmert's dich, ob unsers Gottes Welt Heut' noch in Trümmern fällt! |
Vernünftle nicht, o Freund! Vernünfteln ist: zu weit In's Allerheiligste der Wahrheit sehen wollen, In welches wir nicht sehen sollen Mit Augen dieser Zeit! |
Sprich nicht zu viel von deinen Pflichten; Wir haben kurze Lebenszeit! Die Zeit zum Ueben und Verrichten Verschwindet underdeß in's Meer der Ewigkeit! |
Wer besser ist, wie du, den schätze lieb und werth, Den speis' an deinem Tisch, den wärm' an deinem Herd, Er macht die Ehre, dir! und wärest du ein Fürst, Und lohnt dich, wenn du besser wird! |
Wer eines Menschen Freude stört, Der Mensch ist keiner Freude werth! |
Das Unglück ist ein Sturm, das Glück ein Sonnenblick. Ertrage, wenn du kannst, das Unglück wie das Glück! |
Wo man von Frömmigkeit mit vielen Worten spricht, Da suche nur den Frommen nicht! |
Nur Thoren bauen all ihr Glück Auf eines Menschen Blick! |
Die Glocke schlägt! Was hat's geschlagen? Antworte, Zeit! – Die Zeit antwortet dir: »Ich habe dich zu lieb, ich mag es dir nicht sagen; Der Kirchhof ist nicht weit von hier!« |
»Erkenne, suche, lieb' und ehre, Was gut und schön ist, und vermehre Nach Möglichkeit, mit weiser Wahl, Des Guten und des Schönen Zahl!« Das ist die ganze Sittenlehre! |
Nicht mehr zu klagen, rath' ich dir, Unglücklichster auf Erden; Unglück wird Glück, wenn wir Durch Unglück besser werden! |
Dem Menschen, welcher dich beleidigte, vergib; Hab' alle Menschen lieb, Und bringe frevelnd nicht aus seiner Seelenruh' Den Mann, der minder weis', wie du! |
Engel Gabriel erklärte diese Stelle:
Such' in den Wüsten auf den Mann, der dich verjagte; Nimm in gerechten Schutz den Mann, der dich verklagte; Dem gib, der dir genommen hat! Und in geheimster Herzensstille Denk' an die gute That; Denn siehe, das ist Gottes Wille! |
Wohin mit deinem Blick? – Den Himmel durchzusehen, Ist er nicht scharf genug! Lenk' ihn zur Erde nieder, Und nach so langer Zeit sieh' deine Blumen wieder, Sie sind doch gar zu schön! |
Blühe, du Rose, du blühst dem Welt-Erschaffer zur Ehre, Schönste der Blumen, du bist seinem Geschöpfe der Schmuck! Dich, du Liebliche, dich in deinem Leben zu schützen Vor dem häßlichen Stolz, gab er Vergänglichkeit dir! |
Was ist's, daß man dich lobt: »Du habest keine Mängel, Sey'st Held der Helden deiner Zeit!« Was ist es, wenn dein Engel Sich nicht des Lobes freut? |
Darf eine Grazie durchaus dein Buch nicht lesen, Und gibt's der Grazien in deiner Vaterstadt, So wird's in's Feuer, brenn's zu Pulver, nimm den Besen Und fege, wo's gelegen hat! |
Die Tugend geht auf Dornenspitzen Und scheut nicht, sich den Fuß zu ritzen! Geht unverweilt und mit getrostem Muth Auf ihrem Wege fort! Warum? sie weiß zu gut, Daß droben Einer ist, der ihre Wunden heilt. |
Verdienst, das sich hervor, gesehn zu werden, drängt, Und das für jede That, für Lied, für Lobgesänge, Für jedes Lohn begehrt, und Gold und Band empfängt, Ist auch Verdienst, o Freund! doch solcher gibt's die Menge! Das aber, welches still, wie Gott, das Gute thut, |
Sey nicht der Stoa feind, doch fühle jeden Schmerz! – Gleichgültigkeit legt Eis um's Herz! |
Erzfeind von allem Heuchelschein, Sey jedem Auge, was du bist; Man muß in allen Augen seyn, Was man in Gottes Augen ist! |
Auf Wunder warte nicht! – Sieh', deine Zeit fliegt hin, Und läßt dir keine Spur Dahier von ihrem Gleis! Auf Wunder warte nicht, du hast deß nicht Gewinn: Die Götter helfen nur Durch Tugend und durch Fleiß! |
Auf böser Menschen Schimpf und Spott, Und wär' er bitterer als Wermuth, achte nicht! Thu' aber redlich deine Pflicht, Das Andere thut Gott! |
In Worten nichts, in Werken viel, Bringt am geschwindesten zum Ziel! |
Berechne jeden Tag, wie viel der Stunden du Verwendet hast auf Mittagsruh', Wie viel auf Schmauserei, wie viel Auf Tanz und Spiel Und auf Geschwätz, das nicht Gespräch gewesen ist; Und dann, o Mensch, zieh' ab und sieh', wie alt du bist! |
Den Preis des Wettlaufs zu gewinnen, Darfst du nicht stehn und dich besinnen! |
Aurora, Schöpferin der Rosenfarbe, röthet Die Dächer schon, und ihr, die Unbesorgten, tödtet Noch schlafend eure schöne Zeit! Auf, auf! Es ist zu wachen Und edelnützlicher Gebrauch von ihr zu machen Für eures Daseyns Ewigkeit! |
Darf ich rathen, guter Mann? Was dich quält, das klage Keinem, Als dem Einen, Der dir helfen kann! |
Die Menschen, die du liebst und die dich wieder lieben, Bewahr' dir Gott vor Armuth und vor Neid! Die schwerste Tugend auszuüben, Ist die der Dankbarkeit! |
Vor Armuth fürchte dich fast sehr! Vor Schande desto mehr! |
Wer Wohlthat dir erwies, sey deines Danks gewiß; Die du erweisest, die vergiß! |
Gut seyn und weiter nichts, bei Gott, das ist nicht viel; Man muß auch tapfer seyn, dem Bösen Trutz zu bieten, Und, ist des Bösen nächstes Ziel, Zu herrschen, – zu verhüten, Daß es nicht herrsche! – Sey nur gut, Nur wie ein Lämmchen fromm und furchtsam wie ein Hase, So nennt der Böse dich ein gutes, treues Blut, Und spielt dir auf der Nase! |