Johann Wilhelm Ludwig Gleim
Gedichte
Johann Wilhelm Ludwig Gleim

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An Hrn. Professor A. G. Baumgarten in Frankfurth

1745

            Lehrer, den die Gottheit lehrte,
Lehrer, den die Weisheit liebet,
Lehrer, der mit Licht und Leben,
Und mit freundlichen Beweisen,
Tugend, Witz und Warheit stiftet.
Sieh, wie stark sind deine Lehren!
Sieh, sie überwinden Zweifler;
Sie entwafnen Warheitsfeinde;
Sie gewinnen Weisheitsspötter!
Seelen, nein, ich will sie nennen:
Todte, schlafende Monaden,
Wekken sie aus tiefem Schlummer.
Zwanzig fromme Hauspostillen
Leiten nicht so schnell zur Tugend,
Als wenn du mit schönen Worten,
Und mit freundlichen Beweisen,
Einmal nur die Tugend lehrest.
Denk einmal an deine Siege,
An den Seegen deiner Lehren.
Sieh, wie der die Tugend liebet,
Der, als du die Laster schaltest,
Plötzlich schwur: ich will sie hassen.
Durch die Kräfte deiner Lehren,
Zwangst du ihn zur Tugendliebe.
O wie schaft man seinen Lehren
Solche Kräfte, solchen Seegen?
Lehrer, wenn du mich es lehrest,
O so will ich Mädchen zwingen,
Daß sie plötzlich schweren müssen,
Mich zu lieben, wenn ich liebe.

 


 


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