Johann Wilhelm Ludwig Gleim
Gedichte
Johann Wilhelm Ludwig Gleim

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Lied des Verwalters

1772

          Hör' ich da nicht meine Grille?
Schnitter, mir singt sie so früh!
Stille, Schnitter, stille, stille!
Wie so lieblich singet sie!

Daß ich ihre Weisheit lerne,
Darum singt sie mir so früh,
Und ich höre sie so gerne,
Darum singt sie mir so früh.

Ihre Weisheit ist: Zufrieden
Mit der Gabe GOttes seyn!
Und, ist Wenig uns beschieden,
Bey dem Wenigen uns freun!

Thau getrunken nur ein wenig
Hat das Grillchen, und ist doch
So vergnügt, als wie ein König,
Und begrüßt uns, singt uns noch.

 
Ein junger Schnitter
Und begrüßt uns? Wir bedanken,
Wir bedanken uns dafür!
Und, die wir den Thau nicht tranken,
Singen fröhlich doch mit ihr!

Den Gesang bey unsern Erndten,
Grillchen, lernten wir von dir!
Wenn wir deine Weisheit lernten,
Grillchen, glücklich wären wir!

 
Ein alter Schnitter
Glücklich sind wir, denn wir haben
Einen Herrn, der alles giebt,
Alles, was wir nöthig haben;
Wohl dem Schnitter, der ihn liebt!

Dem wird er für dieses Leben
Und für seinen Erndte-Schweiß
Schon einmal ein andres geben,
Das von keiner Mühe weiß.

 


 


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