Johann Wilhelm Ludwig Gleim
Gedichte
Johann Wilhelm Ludwig Gleim

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Das Fieber.

        Durch den Anblick holder Nymphen,
Durch die Wirkung sanfter Hände,
Frischer Wangen, schwarzer Augen,
Senken sich in Geist und Glieder
Neue Kräfte, neues Leben!

Neulich raubte mir ein Fieber
Kraft und Lust aus allen Nerven,
Und ich fing schon an zu sterben;
Aber Doris, meine Taube,
Strich mit sanften Liebeshänden
Meine halberstorbnen Glieder,
Und, indem ich sterben wollte,
Küßte sie, zum Abschiedssegen,
Noch einmal die blassen Lippen.

Plötzlich hört' ich auf zu sterben,
Plötzlich flohen Brand und Fieber;
Wenig Stunden nach dem Kusse
Fühlt' ich schon in allen Gliedern
Neue Kräfte, neues Leben;
Und nach wenig andern Stunden
Hatt' ich mir mit neuen Kräften
Schon die Lippen roth geküsset!

Doris, dein Genesungsmittel
Hat den Beifall aller Aerzte,
Aber lehr' es keinem Arzte;
Spar' es, bitt' dich, liebe Doris,
Spar' es nur für meine Fieber!

 


 


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