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10. Der Wolf und der magere Hund

Ob auch der junge Karpfen einst
Trefflich gepredigt und geraten,
Man hat ihn schließlich doch gebraten.
Den sicheren Besitz loslassen, weil du meinst,
Gehofften Vorteil zu erreichen,
Ist eine Torheit ohnegleichen.
Der Fischer hatte Recht, der Karpfen unrecht nicht;
Verteidigt jeder doch, so gut er kann, sein Leben.
Ein neues Beispiel will ich geben
Für das, was ich bewies in früherem Gedicht.

Ein Wolf, der grad' so dumm wie jener Fischer weise,
Traf einen Hund im Feld; als Speise
Wollt' er fortschleppen ihn. Der schlaue Hund wies hin
Auf seine Magerkeit: »Unmöglich kann verhehlen
Eu'r Gnaden sich, wie dürr ich bin.
Doch wartet! Mein Herr will vermählen
Sein Töchterlein; beim Hochzeitsschmaus
Gedenk' ich mich recht fett zu fressen und zu saufen.«
Das glaubt der Wolf und läßt ihn laufen.
Nach ein'gen Tagen geht er aus,
Zu sehn, ob nun sein Hund schon besser sei zum Fressen.
Allein der Schelm saß jetzt im Haus
Und ruft zum Gitter ihm hinaus:
»Ich komm' im Augenblick, Freund, warte du indessen;
Des Hauses Wächter kommt mit mir,
Wir stehn sogleich zu Diensten dir!«
Der Wächter war ein Hund, gewaltig anzusehen,
Der wußt' mit Wölfen umzugehen.
Der Wolf merkt Unrat: »Grüß' den Wächter vorderhand!«
Sagt er und läuft davon. Hurtig und flink im Rennen,
War er doch nicht sehr klug zu nennen,
Da sein Geschäft als Wolf er gar so schlecht verstand.


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