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10. Das Milchweib und der Milchtopf

Vorsichtig trug Perrette 'nen milchgefüllten Topf
Auf einem Kissen auf dem Kopf;
Sie hofft, ohn' Hindernis glücklich zur Stadt zu eilen.
Ganz leicht und kurz geschürzt, geht schnellen Schritts sie zu;
An Kleidung trug sie heut, um sich nicht zu verweilen,
Nur einen Rock und flache Schuh'.
Schon zählt das Weibchen mit dem schlanken
Und drallen Mieder in Gedanken
Den Preis für ihre Milch; schon legt das Geld sie an,
Kauft hundert Eier ein zum Brüten, und nach Franken
Rechnet sie den Gewinn, den sie draus ziehen kann.
»Leicht wird es mir« sagt sie mit Lachen
»Zu Hause aufzuziehn die Küchlein, zart und klein;
Sehr schlau müßt' Meister Fuchs es machen,
Ließ' er mir nicht genug zum Ankauf für ein Schwein!
Ein Ferkel mästen, das kann auch so schlimm nicht sein;
Fett soll's schon werden, hab' ich's erst, in jedem Falle!
Verkauf' ich's dann, bringt's mir ein rundes Sümmchen ein.
Wer will mich hindern, daß, als schönstes Paar im Stalle,
'ne Kuh, ein Kälbchen auch ich für den Preis ersteh',
Das in der Herde dann ich lustig hüpfen seh'?«
Perrette hüpft dabei vor Freude. Jähen Falles
Stürzt hin die Milch: Kuh, Kalb, Schwein, Küchlein – hin ist alles.
Die Herrin all' des Guts sah nun betrübten Blicks
In Trümmern ihre Schätze liegen
Und fürchtet, ob des Mißgeschicks
Prügel von ihrem Mann zu kriegen.
Zur Posse ward der Scherz gemacht:
» Der Milchtopf« wurde viel belacht.

Wer liebt zu schweifen nicht im Blauen,
Und wer Lustschlösser nicht zu bauen?
Picrocholus, Pyrrhus, das Milchweib – jeder fällt,
Der Narr dem Weisen gleichgestellt,
Dem wachen Traum anheim, der uns gefangen hält;
Ein schmeichelnd Trugbild, mit des Geistes Aug' zu schauen,
Zeigt: uns gehört die ganze Welt,
Und alle Ehren, alle Frauen.
Bin ich allein, tret ich dem Tapfersten zu nah';
Ich schwärme weiter, ich entthrone Persiens Schah;
Ein König, steh' auf hoher Zinne
Der Macht ich, auf mein Haupt regnet ein Kronenflor.
Ein Zufall wirkt, daß ich mich auf mich selbst besinne;
Sieh da: Hans bin ich wie zuvor.


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