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18. Der Adler und die Eule

Ein Ende machten Eul' und Aar verjährten Zwisten
So gründlich, daß sie gar sich küßten;
Auf Königswort schwur der, jene auf Kauzenwort,
Sich ihre Jungen nie zu würgen mehr hinfort.
»Kennst du die Meinen?« fragt Minervens Vogel eben.
»»Nein«« sagt der Aar. »O weh!« spricht traurig jene drauf
»So geb' ich alle Hoffnung auf;
Am Zufall nur hängt dann ihr Leben!
Du bist ein König. Wer und was? das fragst du nicht;
Göttern und Königen erscheinen alle Dinge,
Was man auch sage, gleich geringe.
Aus ist's mit meiner Brut, kriegst du sie zu Gesicht!«
»»Beschreib' sie mir«« sagt drauf der Aar »»und fürchte nicht,
Daß ich sie je zu Schaden bringe.««
Die Eule drauf: »Sie sind gar hübsch und wohlgebaut,
Vor allen andern nett, so zierlich, ach! und traut;
Erkennen wirst du sie sogleich an diesem Zeichen.
Vergiß es mir nur nicht, merk' dir's in aller Huld;
Laß nie die Unglücksparze schleichen
Sich in mein Haus durch deine Schuld!«
Gesegnet ward der Kauz mit reichem Kinderglücke.
'nes Abends – noch war er vom Ausflug nicht zurücke –
Bemerkt der Aar mit scharfem Blicke
In einem hohlen Felsenstücke
Oder in einer Mauerlücke –
Genau weiß ich nicht wo es war –
Von kleinen Scheusal'n eine Schar,
Griesgrämig, garstig, und die Stimm' einer Megäre.
»Das ist« spricht da der Aar »nicht unsres Freundes Brut.
Schnapp weg!« Wie sich der Schelm dran labt und gütlich tut!
Man sagt, daß nie sehr schmal des Adlers Mahlzeit wäre.
Die Eule kehrt zurück und findet, ach! ein Grab,
Von ihren Kleinen nur die Beinchen in der Mauer;
Sie weint und klagt, sie ruft der Götter Zorn herab
Auf ihren Feind, der sie versetzt in solche Trauer.
Da sagt ihr einer: » Dich, ja, dich beschuld'ge bloß,
Oder das allgemeine Los
Vielmehr, das jedem stets die Seinen
Schön, gut und liebenswert erscheinen.
Ob deiner Kinder Bild, das du entwarfst dem Aar,
Nur im Geringsten ähnlich war?«