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19. Der Marktschreier

Stets gab es in der Welt Marktschreier massenhaft;
Fruchtbar ist diese Wissenschaft
An Jüngern über alle Maßen:
Auf der Bühne tut der den Acheron in Bann,
Der andre kündigt auf den Straßen
Als Ober-Cicero sich an.
Einst prahlte einer jener Geister,
Der Redekunst sei so er Meister,
Daß Bauernrüpel, eh's gedacht,
Selbst Esel er zu Rednern macht':
»Jawohl, mit Bauern will, mit Eseln selbst ich's wagen!
Man bring' 'nen Esel mir, den größten; wie er sei,
Bring' ich die Redekunst ihm bei,
Und den Talar soll er noch tragen!«
Der Fürst erfuhr davon, zum Rhetor schickt er hin:
»Den schönsten Esel hab' ich stehen
Im Stall; als Redner ihn zu sehen,
Das wär' so recht nach meinem Sinn.«
»Herr, du kannst alles!« spricht darauf der gar nicht Dumme.
Man zahlt' ihm eine große Summe:
In zehn Jahren sollt' Eselein
Reif für die Rednerbühne sein;
Auf offner Straße wollt' er selbst, sollt's ihm nicht glücken,
Sich hängen lassen dann, den Strick um Hals und Schopf,
Seine Rhetorik auf dem Rücken
Und Eselsohren an dem Kopf.
Einer der Höflinge sagt ihm, gern würd' er gehen,
Am Galgen ihn zu schaun; denn sicher, mit Vergunst,
Wär' als Gehängter er gar stattlich anzusehen!
Vergessen möcht' er nicht, denen, die ihn umstehen,
In langem Vortrag noch zu zeigen seine Kunst!
Recht schwungvoll müßt' er sein, der Vortrag, ein ganz feiner,
Und, ciceronisch-meisterlich,
Eign' er für Galgenvögel sich!
»Vorher« spricht jener »stirbt ja einer,
Der Fürst, der Esel oder ich!«

Er hatte recht; nur Toren wagen,
Zehn Jahr voraus Rechnung zu tragen.
Trinkt, eßt und laßt uns lustig sein;
Denn in zehn Jahren stirbt einer gewiß von drei'n.


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