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5. Das Mädchen

Ein Mädchen, die stets hoch getragen
Ihr Näschen, wünschte sich 'nen Mann,
Jung, wohlgewachsen, schön, angenehm von Betragen,
Nicht eifersüchtig und nicht kalt – dies merkt euch an!
Dazu verlangt das Mädchen dann
Noch, daß Geburt er und Vermögen
Und Geist, kurz alles hab'. Doch wo ist das vereint?
Das Schicksal hat mit ihr es wirklich gut gemeint:
Es kam ein reicher Freiersegen.
Doch unsre Schöne fand sie alle jämmerlich:
»Was? Ich, dies Volk? Es ist wohl nur des Spaßes wegen,
Daß man sie mir vorschlägt! Fürwahr, sie jammern mich!
Seht sie nur an, von welchem Schlage!«
Der hat zu wenig Geist und Bildung ohne Frage;
Die Nas' ist's, die bei dem noch viel zu wünschen ließ!
Der hatte das, der hatte dies;
Denn stolze Zungen, spitz wie Nadeln,
Finden an Jedem was zu tadeln.
Nachdem die Besten sie verscheucht im Übermut,
Kam an die Reih' das Mittelgut.
Sie spottete: »Ich bin doch wahrlich gut von Herzen,
Sie anzunehmen! Ha! sie meinen wohl, es macht
Die Ehelosigkeit mir Schmerzen?
Gottlob, mir ist bisher die Nacht
Einsam, doch ohne Harm vergangen!«
Von solchen Regungen wußt' sich die Schöne frei.
Das Alter naht', und mit den Freiern war's vorbei.
Ein Jahr vergeht, auch zwei, in Langen und in Bangen:
Der Gram folgt; täglich mehr fühlt sie, wie, trüb gestimmt,
Der Jugend Lächelreiz, selbst Amor Abschied nimmt.
Da sich der Wangen Rosen mindern,
Greift sie zur Schminke; doch auch diese kann's nicht hindern,
Daß sie der Zeit verfällt und ihrem rauhen Bann.
Die Trümmer eines Hauses kann
Man neu erbau'n; warum darf diese Hoffnung nimmer
Uns blühn für unsrer Schönheit Trümmer?
Nun führt wohl andre Sprach' ihr Stolz; es predigt immer
Auf's neu' der Spiegel ihr: »Nimm schnell dir einen Mann!«
Ein Sehnen eigner Art erfüllt sie dann und wann;
Sehnsucht – bisweilen ist auch Stolzen sie beschieden.
Dies Mädchen wählt – man hätt's unglaublich schier genannt –
Und fühlt' am Ende sich ganz glücklich und zufrieden,
Daß sie 'nen alten Krüppel fand.


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