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10 Der Hase und die Schildkröte

Rennen hilft nicht, 's kommt auf rechtzeit'gen Ablauf an;
Die Einsicht lassen uns Schildkröt' und Has' gewinnen.

»Wetten wir« sagte sie »du kommst so schnell nicht an
Beim Ziel als ich!« »»So schnell wie du? Bist du bei Sinnen?««
Erwiderte das leichte Tier
»»Gevatterin, du hast, scheint mir,
Wohl einige Quentchen Nieswurz nötig!««
»Zur Wette bin ich doch erbötig.«
Gesagt, getan: es wurde jetzt
Beim Ziel der Wettpreis eingesetzt;
Wie viel? Daran ist nichts gelegen,
Noch wen zum Richter man erwählt.
Der Hase hatte nur vier Schritt' zurückzulegen;
Doch macht er deren mehr, weil er, von Furcht beseelt
Vor Hunden, diesen erst ein Schnippchen denkt zu schlagen:
Er läßt sie durch die Heide jagen.
Noch hat er übrig Zeit zu grasen rings umher,
Zu schlafen und zu sehn, woher
Der Wind weht. Die Schildkröte läßt er
Ruhig gehn ihren Ratsherrngang;
Sie tut's, sie eilt mit Weil' und bester
Kraftanstrengung den Weg entlang.
Dem Meister Lamp' indes scheint solch ein Sieg verächtlich,
Es scheint die Wett' ihm unbeträchtlich,
Und Ehrensache, möglichst lang'
Zu zögern; und so grast er, legt sich nieder
Und denkt an alles eher wieder
Als an die Wette. Endlich, wie er sieht,
Daß jene fast am Ziel, hat er 'nen Satz genommen,
Pfeilschnell schießt er; doch hat er sich umsonst bemüht,
Denn die Schildkröte war als Erste angekommen.
»Nun, hatt' ich recht?« ruft sie jetzt triumphierend aus
»Was hilft dir's, daß du so behende?
Ich, Sieger! Und wie wär's am Ende,
Trügst du, gleich mir, noch gar ein Haus?«


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