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5. Der Wolf und der Hund

Ein Wolf, der nichts als Knochen war und Haut –
Dank guter Wacht der Schäferhunde –
Traf eine Dogge einst, die, stark und wohlgebaut,
Glänzenden Fells und feist, just jagte in der Runde.
»Ha!« dachte Meister Isegrimm
» Die so zum Frühstück, wär' nicht schlimm!«
Doch stand bevor ein Kampf, ein heißer,
Und unser Hofhund hatte Beißer,
Gemacht zu harter Gegenwehr.
Drum kommt der Wolf ganz freundlich her
Und spricht ihn an, so ganz von ungefähr,
Bewundernd seines Leibes Fülle.
» Die, lieber Herr, ist's Euer Wille«
Erwiderte der Hund »blüht Euch so gut wie mir!
Verlaßt dies wilde Waldrevier;
Seht Eure Vettern, ohne Zweifel
Nur dürft'ge Schlucker, arme Teufel,
Sie lungern hier umher, verhungert, nackt und bloß!
Hier füttert keiner Euch, Ihr lebt nur – mit Verlaub –
Vom schlechtesten Geschäft, dem Raub.
Drum folgt mir, und Euch winkt – glaubt nur – ein besser Los.«
»»Was«« sprach der Wolf »»hab' ich dafür zu leisten?««
»Fast nichts!« so sagt der Hund. »Man überläßt die Jagd
Den Menschen, denen sie behagt,
Schmeichelt der Dienerschaft, doch seinem Herrn am meisten.
Dafür erhält die nicht verspeisten
Tischreste man zum Lohn, oft Bissen leckrer Art
Hühner- und Taubenknöchlein zart,
Manch andrer Wohltat zu geschweigen!«
Schon träumt der Wolf gerührt vom Glück der Zukunft, und
Ein Tränlein will dem Aug' entsteigen;
Da plötzlich sieht er, daß am Halse kahl der Hund.
»»Was ist das?«« fragt er. »Nichts!« »»Wie? Nichts?«« »Hat nichts zu sagen!«
»»Und doch?«« »Es drückte wohl das Halsband hier mich wund,
Woran die Kette hängt, die wir mitunter tragen.«
»»Die Kette?«« fragt der Wolf. »»Also bist du nicht frei?««
»Nicht immer; doch was ist daran gelegen?«
»»So viel, daß ich dein Glück, all' deine Schwelgerei
Verachte! Bötst du meinetwegen
Um den Preis mir 'nen Schatz, sieh, ich verschmäht' ihn doch!««
Sprach's, lief zum Wald zurück flugs und – läuft heute noch.


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