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16. Vom Raben, der's dem Adler nachtun wollte

Der Vogel Jupiters hatt' einst ein Lamm geraubt.
Ein Rabe, der's mit angesehen,
Zwar schwächer als der Aar, doch gleich gefräßig, glaubt:
»Das kann ich auch! Es wird schon gehen.«
Und wie die Herde er umkreist,
Hat unter Hunderten er eins, recht drall und feist,
Ein Opferlamm, sich auserkoren –
Es war zur Speise für die Götter schon bestimmt.
Der Rabe spricht, indem er fest aufs Korn es nimmt:
»Zwar weiß ich nicht, wer dich geboren;
Allein dein Körper scheint gar sehr begehrlich mir,
Du sollst ein leckres Mahl mir geben!«
Und plötzlich schießt herab er auf das blökende Tier.
Zum Unglück wog das Schaf nun eben
Mehr als ein Käse wiegt; sein Fell war außerdem
Von einer ganz besondern Dichte,
Fast so gekräuselt wie der Bart; den Polyphem
Einst trug im Riesenangesichte.
Der Rabe sitzt darin mit seinen Krallen fest,
Und dem Spitzbuben wird die Flucht dermaßen sauer,
Daß, als der Hirt nun kommt, er leicht sich fangen läßt –
Des Schäfers Kindern dient als Spielzeug er im Bauer.

Merkt: wer sich überschätzt, kommt leicht in Not und Trauer.
Manch kleiner Dieb wär' wohl ein großer Räuber gern,
Doch ist gefährlich solch Verlangen:
Die Menschenfresser sind nicht immer große Herrn;
Wo sich die Wespe Bahn bricht, bleibt das Mücklein hangen.


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