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Brücke über den Diabolo Kanon

Fortschoß mit mir, durch Haufen weißen Arizonasand, der Eisenzug mit Schnaufen. Er überschritt am Nachmittag das stählerne Gespinst von einer Brücke,
Die, wie ein Seil, auf dünnen, himmelhohen Eisenstelzen über den Teufelskanon lag, so dünn, als könnt' sie in der Sonne schmelzen,
Als wälzen sich des Zuges schwere Eisenwagen nur auf zwei schwarzen, dünnen Haaren hoch in der Luft über dem steinigen Tale;
Und drunten lag im Felsensaale ein Steinmeer, kahl im Tag, graslos und blendend weiß, als wär' ein jeder Stein dort unten von einem Menschen eine Schädelschale.
Und krachte diese Brücke einmal ein, die gleichwie ein Gestell aus Nadeln zitterte, dann machte man den Todessprung, fiel hundert Meter in die Luft hinein,
Und drunten dann zersplitterte zu Stücklein und Atomen dir dein Herz am Stein. – Doch nein, dir übrig blieb ja immer noch der Sehnsucht, ach, gigantischer Schmerz,
Groß wie ein Geist allein, der große Fernen witterte. Von allen den Giganten, zu denen sich hier in Amerika die Leute laut bekannten.
Nannten mich nur der Sehnsucht Riesen als ihres Lebens Kameraden, sie, die jetzt meinen Eisenzug wie einen dünnen, schwarzen Faden über die Nadelbrücke vorwärtsstießen,
Die Sehnsuchtsriesen, welche Dampf ausbliesen aus zwei Lokomobilen, aus den Ventilen und den Schloten und unter Pfeifen und Gestampf mich vorwärts weiterrissen, blind mit den Abendröten.
Hier drunten in dem Teufelsrachen ist mancher Kampf und Greul gewesen. Blutdürstig manche Reiterschar der furchtbarsten Indianer, der Apachen,
Metzelnd mit Kriegsgeheul hier einstens bei der Arbeit war, beim Niedermachen und Skalpieren. Und mit der Feinde blutigem Skalp-Haar an dem Gürtel
Sah ich die Reiter galoppieren; in Knäulen wild gedrängt, verhängt die Pferdezäume, sind sie durch meine Träume hingesprengt unter der Brücke in den Talen,
Als sich vom Zug des Dampfes Wolkenschatten drunten, rötlich im fahlen Steinmeer, rauchend malen.

 


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