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Der Tag vor Indien

Nun kam der Tag, da Indiens Küste hinter zehntägiger Wasserwüste mit Dschungeln, Tigern und mit heiligen Flüssen
Zu meinen Füßen fertig vor mir lag.
Das Indien, vielverheißend. Mit Bergen und Rubinen gleißend, mit Stirnen, die in Andacht und in Askese sich zerwühlen,
Das Nichtsein, das Nirwana preisend.
Das Indien, wo die Menschen den immer heißen Leib am Tod gern kühlen, nichts lieben sollen und doch alles fühlen.
Das Indien, wo die Menschen ihrem Dasein grollen, wo sie selbst nicht im Paradiese leben wollen,
Wo Glück und Unglück gleich gehaßt und nur das Nichtsein alles Daseins Rast.
Gewiß, der Indier Theorie, sie hätte mir fast auch gepaßt;
Denn jedem Sehnenden das Leben stündlich, gleichwie ein Bild, verblaßt, und alles wenig gilt,
Wenn er das Herz nicht an dem Herz der Liebe täglich stillt.
Doch nur mit meiner Liebsten im Verein geh' ich aufs Nichtsein ein, und nie allein,
So lange meine Liebste auf der Welt, hält mich mit tausend Stricken die Wirklichkeit.
Wenn mich auch jeder Reiseschritt in meinen Sohlen, wie nur der Schnitt von neunundneunzig Messern, ganz unverhohlen quält,
Wenn ich auch klage mit dem Munde, im Grunde mir die Sehnsucht doch gefällt;
Trotz allem Jammern klammern sich meine Hände, die verliebten, an meiner Liebsten Welt.

 


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