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Kobra und Mungos

Ein Indier bat mich Tag um Tag, ob ich nicht einen Kobrakampf mit einem Mungos sehen mag,
Wobei die furchtbar wilde Kobra dem viel geschickteren Mungos unterlag.
Ein munteres Mungos, klein wie ein Murmeltier, rannte an einer langen Kette rund um des Indiers Bein,
Als ob es keinen Blutdurst kannte und Furcht selbst hätte.
Ohne zu hasten, holte der Indier aus dem Kasten die Kobra, die er eingefangen.
Und aufgerichtet stand die schönste aller Schlangen und blähte ihre Flügelhaut,
Als hält ein Weib, dem seine eigne Schönheit wohlbekannt und wohlvertraut,
In ihrer Hand groß einen Fächer ausgespannt und stellt ihn hintern Kopf wie einen Heiligenschein
Und lehnt sich ganz mit ihrem Leib im orientalischen Tanz zurück,
Als wiegt' sie sich im eigenen Glücke ein, daß jeder Grashalm sich anbetend niederbiegt,
Und Liebeslust dem Weib auf halbem Wege schon entgegenfliegt.
Wie eine Göttin, welche ewig unbesiegt, so stand die feine Kobra dort,
Und tödlich spielte ihrer Augen schwarzer Schimmer.
»Master«, bettelt am Boden immerfort der indische arme Mann,
Und hält das Mungos fest am Kettenband,
»Master, nur drei Rupien, ich lasse dann das Mungos aus der Hand.«
Ich wollte keinen Kampf und hab' mich abgewandt.
Das Mungos aber schrie und spie schon Dampf.
»Nur zwei Rupien, wenn das Mungos töten soll,« schrie auch der Indier jetzt,
Wie toll von Schlang' und Mungos aufgehetzt.
Die Kobra, wie entsetzt, stand senkrecht hochgedreht.
Ihr Herzschlag durch den ganzen Leib sich wand,
Als ob ihr eine Hand am Bauch hinstrich.
Der Indier unablässig nach mir ruft. Die Schlange nicht aus ihrer Stellung wich
Und sendet mit lanzettenfeiner Zunge schnell Stich um Stich zur Luft.
»Nur zwei Rupien,« schrie wiederum der Indier auf mich ein,
Und sein verhungertes Gesicht war bleich vor Angst vorm Ja und Nein,
Als ob man ihm und nicht der Schlang' das Todesurteil spricht.
Ich warf das Geld ihm hin und sagte: »Nimm, doch laß den Kampf dann sein!«
Das ging ihm nicht in sein Gehirn und seinen Armutsinn.
Er legt die Hand tief dankend an die Stirn, und unter Schrein
Jagt er das Mungos auf die Kobra ein.
Drei Sprünge flink im Kreis macht jedes Tier. Die Kobra schlägt wie eine Peitsche wirr.
Ein feiner Pfiff, dann fegt der Kampf im Staub.
Mungos und Kobra tanzen, in Sprüngen irr, wie Geißeln wildbewegt und aufgeregt.
Der aufgebäumte Schlangenleib sich immer tiefer duckt, das kleine Mungos in den Zähnen schäumt.
Doch eh' die Schlange nochmals zuckt, ist sie von seinen Zähnen schon erlegt.
Nur wenig dunkles Blut den Gartenstaub befleckt.
Das Mungos, halb betäubt und noch gesträubt von Wut, sofort den dunklen Saft des Opfers gierig leckt.
Mit einer kleinen Wunde im Genick liegt vor des Indiers Armeleuteblick
Die schwere Kobra, die sich langsam sterbend streckt.
Der Indier steckt die silbernen Rupien, den Leichnam, der verreckt,
Und auch das Mungos, staubbedeckt, in seinen Lederranzen.
Vor meinen Augen aber tanzen noch lang' die Haß- und Angstgestalten,
Die sich zu Knäulen und zu Blutschweiß ballten.
Ich hörte noch im Ohr das Mungos schnaufen,
Sah lange noch den kleinen, toten Schlangenhaufen.
Und schaudernd bin ich fortgelaufen, als wäre ich der Kobra Rache jetzt gewiß,
Der Kobra, welche wie ein schönes Weib sich erst gebärdete und ihre Grazie wies,
Und die ich für zwei Silberstücke vor meinen Augen töten ließ.
Ich bat der Liebsten guten Geist, der fern: halte den Unstern fort,
Der jetzt von diesem Ort, vielleicht als Schlangenschatten, mit mir rund um die Erde reist.

 


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