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Japanische Ringer

In der Theaterstraße von Yokohama stand eine Ringerbude, und die Menschenmasse drängte hinein von der Gasse.
Es waren nackte ringende Frauen zu schauen. Ich trat ein in das Zelt. Es war nachmittag, unter der grauen Leinwand großer Andrang
Und das Ringen bereits im vollen Gang. Um eine erhöhte Bretterbühne, eine breite, standen die Leute im Kreise von jeder Seite.
Kleine, nackte, fette Frauen kämpften schnaufend und paarweise. Die Kämpferinnen trugen nur einen Gurt um die Mitte.
Nur der Kampfrichter war in schwarze Zeremonientracht gekleidet und ging sacht und dicht hinter der nackten Kämpferinnen Schritte.
Das schwitzende Fett auf jedem Kämpferinnengesicht und auf den Leibmuskeln wurde von den ringenden Fäusten umpackt. Aber das Fett entglitt, und man hörte fortwährend, wie im Takt,
Das hohle Schlagen von Handflächen auf Rücken, Schenkel, Magen und von nackter Sohle den klatschenden Schritt.
Bis endlich eine ungeduldig, mit tiefem Bücken den Kopf untertauchend und zum Zustoßen brauchend, die andre umwarf auf den Rücken
Und beide sich am Boden wälzten, ähnlich zwei weißen Fettstücken, dabei vor Wut rauchend und wie Katzen pfauchend.
Ringsum stand die Kulimenge, dicht Bein an Bein, grinsend wie Masken und Fratzen. Und mit Wohlgenuß sogen die Männer die Schweißluft der kämpfenden Frauen ein,
Die dort auf der Bühne, gleich Bällen aus Menschenfleisch, hoch über die Köpfe der Zuschauer schnellen. Auf Strohmatratzen sitzen indessen zehn wartende Kämpferinnen am Seitenpodium, die sich bereits im Geist kämpfend messen;
Sie schauen sich blinzelnd um, wickeln ihre nackten Rücken in weiße Wollenlaken ein, und jede raucht ihr Pfeiflein. –
Ich hörte diese pfauchenden Weiblein noch draußen in den Gassen, als ich das Zelt verlassen, lange in meinen Ohren rumoren
Und trug ihren Kampfgeruch unter meinem Nasenbein. Und ich brauchte viel kölnisch' Wasser auf mein Taschentuch, um mich von ihrer Muskel-Inbrunst zu befrein.

 


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