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Die Fische am fünften Mai

Der Eisenbahnzug trug mich am nächsten Morgen fort, tiefer ins Land, wo sich unterm Wolkenflug die blaue Vulkanwelt mit waldbärtigen Schluchten am Himmel aufschlug.
Schnee lag blau blendend erhellt an den Flanken des Fushiyama, und der Zug eilte am flachen Rand der braunen Meerbuchten, bei Schilf, Tang und Binsen entlang.
Und draußen stand, wie eine glänzende Glaslinse unter der Sonne, die See. Großzügig leuchtete die jähe Landschaft bei Meerkraft und Vulkannähe.
Der Zug rasselte über die Ketten von eisenbespannten Brücken; die strecken über ungeheuere, steinerne, trockene Flußbetten ihre stählernen Rücken.
Wieder wollte es mir kaum glücken, mir in allen Stücken vorzustellen, daß ich in Japan sein sollte,
Weil der Zug in dem riesigen Landschaftssaal, gebieterisch wie in Europa und stählern über Stahl, hinrollte.
Da sah ich vor meinen Waggonfenstern in Reisfeldern helle Strohhütten erscheinen und darüber, gleich fliegenden Gespenstern,
Die Luft voll von mannsgroßen, sich wiegenden roten, gelben und grünen Fischen; Fische, die den Himmel beleben, schweben als luftige Lasten an Faden an hohen Bambusmasten.
Sie sind vom Wind aufgebläht, aus Papier und Seide genäht. Es war der fünfte Mai, wo Japan im Zeichen der Fische steht.
Alle diese roten, grünen und gelben Fische im Winde nach einer Richtung streichen und einem Fischzug über den Dächern gleichen.
So viele Knaben die Eltern eines Hauses haben, so viele mannsgroße Fische treiben an der Bambusstange über dem Hausdache ihre Luftspiele
Oft ein Dutzend Fische über manchem Haus; das sah stolz aus und sagte: Zwölf Söhne schick' ich in die Welt hinaus!
Und Dach bei Dach zeigte mit seinen Fischen an der triumphierenden Stange meinem Eisenbahnfenster nach.
Und die von Fischheeren umschaukelten Strohdächer schienen umgaukelt von Wünschen und Begehren, als zog der Himmel die Weltsehnsucht der Knaben mit sich,
Als ob jeder Knabe in Fischgestalt über das Dach aufflog; und kein Dach kann es wehren, und kein Herd hält mit Gewalt die jungen Männer zurück
In ihrer Lust nach den Vulkanen und Meeren.

 


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