Autorenseite

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. 2. vermehrte und verbesserte Auflage. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Ankunft in Birma

Still wie aus einem Landgasthaus sah ich von diesem kleinen weißen Küstenschiff aufs Meer hinaus,
Als ob das Schiff an öder Landstraß' stand, fand sich am Schiffsrand nichts zu sehen.
Schiffsoffiziere und die Passagiere versunken tief in Schach und Kartenspiel,
Nicht einer schien hier wach, und keiner sah hinaus, und alles schlief hier unterm heißen Segeldach am weißen, sonnigen Deck,
Als ging' das Schiff vier Tage nicht vom Fleck, als wär' das Meer ein Garten draußen,
Wo grüne kühle Lauben leise sausen, und nur die Sonne ging hier von der Stelle. Ging überm Kielrand auf
Gleich einer Feuerwelle. Viermal erschien sie und verschwand.
Beim vierten Mal stieg sie in Birma mit meinem Schatten an das Land.
Wie zu Geheimnissen, von denen Menschen nur vom Hörensagen die Namen und sonst nichts mehr wissen
Und bei dem Wort noch nicht Begriffe spüren, ließ ich mich von der Sonne zum Worte »Birma« auf die Erde führen.
Wild aufgeputzt in gelber Sonnenglut, wie Federn einer fremden Vogelbrut,
Entfaltet gleich den Rädern grüner Pfauen, zerfetzte Palmen sich am sandigen Ufer stauen.
Als fliegen sie im nächsten Augenblick auf Raub mit großen Flügelschlägen in die Luft,
So fegen ihre schlappen Blätterlappen den Himmel und den Staub.
In ihren Linien ist ein mächtiges Sicherregen, ohne daß Stamm und Blätter sich bewegen.
Hoch über jene aufgejagten Palmenungeheuer sehen die europäischen Hafenhäuser wie ockergelbe und wie purpurblaue Feuer,
Stehen gleich Käfigen aus Stein für Papageien.
Verborgen, unsichtbar sieht nirgends erst der Reisende die Birmawelt,
Die sich mit schlanken goldenen Pagoden und hölzernen geschnitzten Klöstern
Und grauen Bambushütten bescheiden abseits hält
Und nur auf Berge, wie zum Fest, die goldenen Tempel in den Himmel stellt,
Sonst aber, wie die Weisheit schlicht, sich suchen läßt.

 


 << zurück weiter >>