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Der Spiegelring

Ich war mit Sand im Haar und Sand im Mund zur Abendstund' zurück in Delhi.
Und ich empfand nach all den Gräbern und dem Staub den Kulihaufen, der in jeder Straße saß und stand,
Wie eine Engelschar und alles Leben wunderbar, wie einer, der zurückgekehrt vom Scheintod war.
Im offenen Laden saßen Juweliere von Delhi in den langen Gassen.
Sie hämmern Silberdinge hier im Freien und fassen Edelsteine in weiße Ringe
Und reihen feine Ketten und bieten sie gelassen zum Verkauf.
Ein Ring fiel mir vor allen auf, den man am Daumen trug,
Der einen talergroßen Spiegel hat statt einem Edelstein.
Und als ich darnach frug, lacht mir der Juwelier ins Aug' hinein.
Es war zum Hochzeitsbrauch ein Ring, den Frauen tragen an den Hochzeitstagen,
Um bei dem Fest im Spiegel ständig sich zu schauen und sich zu sagen, daß sie glücklich sind.
Hell soll man jedes Glück im Auge tragen, eh' es die Sorgen wiederum verjagen;
Denn Glück verfliegt im Wind und wird noch schneller als ein Spiegel blind.
Und wer den Spiegel nicht am Ringe hat, der seh' statt dessen
Um sein Glück zu messen, schnell in ein Auge;
Er wird dann nie den Augenblick des Glücks vergessen.

 


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