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Grand Canon im Colorado-Gebirge

Station Williams

Fort von Los Angeles, der Stadt der Königin der Engelscharen, war ich zwei Tage jetzt im heißen Eisenzuge hingefahren,
Bis ich dann ankam an der Erde größtem Abgrund, der war so breit und tief, als ob mein Fuß dort an dem Ende des Planeten stund. Auf viele hunderte und hundert Meilen die Riesenschluchten hier mit vielen tausend Abgrundkeilen
Der Erde rote Rinden tief zerteilen. Man sagt, es leide hier die Erd' an Wunden, die nimmermehr vernarben, nie mehr heilen und immer rotgetrocknet offen stunden. –
Und hier droht einst dem Erdball End' und Tod. Hier soll die Erde, diese Kugel Kot, in ihren brachen bunten Rinden sich einst im letzten Kampfe winden,
In Teilen auseinanderkrachen. Denn tiefer als Gebirge sich sonst zur Höh' aufmachen, verschwinden hier zur Tiefe hin die Gründe, in deren Länge, deren Breite die Augen dir erblinden.
Du kannst des Abgrunds Ende nirgends finden, es können deine Blicke sich über dieser Spalte Riesenweite hinüber nur durch Luft mit Luft verbinden.
Und in der Runde, uferlos für deine Augen, deine Hände, stehst du hier vor der Erde einstiger Todesstunde, stehst du vor dieser gähnenden Gebärde oben auf grünen Waldeswiesen
Vor einem einzigen, großen, roten Abgrundriesen, wie vor dem Totenbette deiner Erde. –

 

Die Cowboy-Station Williams

Eh' ich den Grand Canon erreichte, sah ich im Spätnachmittag Williams an, die winzige Cowboy-Station. Und nachts erst keucht bergauf der Zug zur Bergregion, auf eine waldbestellte Platte,
Wo ich am Morgen dann den großen Weltabgrund dicht an dem Waldhotel zu Füßen hatte. –
Williams liegt flach, mit kaum drei langen Straßen, hölzern auf einem Feld, das kahl und brach. Cowboys, mit Lassobündeln an den Sätteln, erscheinen in der Abenddämmerung,
In Hemd und Gurt und Hose, gleichwie Geschosse in den staubigen Wolken, auf kleinen Pferden und reiten durch die leeren Gassen mit ihrem Freiheitsdrang in den Gebärden.
Da stehen Budenladen, in Staub und Rasenerden wie versunken, die mit Reklamelettern prunken und in den leeren Fenstern einladen in der Prärien Öde
Zum Kaufe von viel eisernen Gespenstern, Automobilen, Nähmaschinen und Telephon und Schreibmaschinen; und diese Worte wirken hier in dieser Wüste endlosem Revier in ihrem Ton
Wie Wracks von fernstem Hafenorte. Die alten, grünen Spiegel in den Bars und den Salons erglänzen jetzt nach Sonnenuntergang.
Und selbst die Stars der großen Städte, die schreien hinter dem Büfette mit Blechgewalt aus Grammophonen um die Wette. Und Cowboys mischen sich den Brandygrog an den Bartischen, an den langen,
Und wischen sich den Bart ab an den Wangen von jungen, fahrigen Dirnen, die sie sich im Vorübergehen fangen, die, aufgeputzt und abgenutzt, von einem Barhaus in das andre sprangen.
Trutzig trinkt, kaut, raucht, haut, schreit, schimpft und speit die Cowboyschar, als ob sie mitten in Newyork hier war. Und war doch, von der Welt weit abgeschnitten und verschlagen,
Nur eine kleine Gilde, auf ihren Kleppern dürftig nur beritten, im kargen Steingefilde. Und weil sie alle hier nur für ihr eigen Leben, nur ganz allein für sich,
Für niemand als für sich, im öden Land hier waren, so müssen sie sich atemlos das Leben in die Ohren schrein und haben nichts sich als Geschrei zu sagen.
Denn ihrer Lebenszeit, in diesen Prärien der Einsamkeit, gilt nur der Trutz als höchster Putz; und ihre Herzen leerer jagen als Wracks, die niemals heim mehr finden, in Wildnisse verschlagen.

 


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