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Indisches Diner

Der große Gong rief zum Diner. Die Damen kamen hell in Tüll und Musselinen,
Und alle zeigten, wie auf einem Balle, erhitzte Mienen.
Hoch, wie nur eine Bahnhofhalle, war im Hotel der Speisesaal, und war ein Stimmgeschall darin,
Von allen Sprachen fielen Silben hin, und Fächer gingen mit Geschwing.
Zehn Diener, Indier, umstanden jeden Tisch in weißen, losen Schleierhosen, mit roten Jacken, aber ohne Schuh',
Sie rannten mit den Speisen, wie dunkle Ratten, barfuß ab und zu.
Doch da die Indier keine Speisennamen kannten, die auf den langen Karten standen,
Nannten mit einer Zahl die Europäer jeden Gang.
Die Zahlen schallen an den Tischen in Hausse und in Baisse flink entlang,
Als ob nicht beim Diner man säße; als ob man äße hier in einem Börsensaal,
Und Makler ließen laut das Fallen und Steigen aller Aktien rings erschallen, daß man ja nicht den Kurs vergäße.
Dazwischen hörte man Champagner knallen, vom Saalorchester brausen die neuen Operettenouvertüren,
Und wär' nicht draußen auf den heißen Galerien der Tropenhitze Schüren,
Man würde nichts von Indien als indischen Pfeffer auf der Zunge spüren.
Ich hörte alle die Bestecke sich wild rings um mich rühren, die Geige und Violoncell.
Schnell aß ich Zahl um Zahl von meiner Speisekarte verhetzt in mich hinein
Und trank zuletzt ein Glas vom besten Heimatwein
Und saß dann zur Siesta ruhelos, mit meinem Heimweh riesengroß,
Auf meinem leeren Himmelbette, bei einer toten Zigarette, mit einem Brette vor der Stirn
Und mit der Tropenglut in Herz und Hirn.

 


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