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Agras Teppichblumen

In einer Bambushalle sitzen, wie Amoretten nackt, in bunten Reihen
Die netten Kinder Agras, wohl tausend braune Mädchen, Buben, gleichwie in einer Himmelsstuben.
Lustig ist ein Geraune, ein lustig Singen, Schreien, und alle arbeiten an Knüpfereien.
Es sitzen, wie die Kolibris auf einer Stange, in einem langen Gange
Wohl immer hundert eng im Fleiß an einem Teppich im Gedräng,
Knüpfen an gelbem, purpurnem und grünem wollenem Strange.
Und tausend Kinderhände zappeln wie Mäuschen hüpfen,
Die Kinder, sie begleiten mit altem, indischem Sange die Arbeit, die in stetem Gange.
Wie Wand an Wand stand Teppich hier vom Dach zum Boden ausgespannt.
Ich habe lange zugeschaut, wie unter mancher Kinderhand sich klug
Aus Pupurfäden manch indisches Blumenmuster bunt vor den Augen baut.
Nie täten grobe Hände der Erwachsenen die Knüpfereien schnell genug.
Den Fingerspitzen dieser Kinder, die singen, knüpfen, lachen, beten, weben,
Entschweben all die Teppichblumen wie ewige Gärten in das Leben.
Und später treten drüberhin die Schritte in den reichen Sälen,
Schritte, die stampfen und befehlen, Schritte, die schleichen und den Tag bestehlen;
Schritte, die sich im Glück nicht aufzutreten trauen,
Schritte, die Blumen streicheln, und Schritte, die die Blumen quälen.
Die Tropensonne aber tritt und glüht im Arbeitshaus aufs Wellblechdach,
Und manche Kinderhand wird heiß vom Fieber, matt und schwach.
Doch keins von seinem Leiden das Ende weiß,
So wie die Teppichblumen, die ohne Jahreszeit ins Leben schauen, bis sie ganz zerrissen,
Und nichts vom Kommen und vom Gehen wissen.

 


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