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Ankunft im Hongkongnebel

Am sechsten Tag änderte sich Luft und Meer. Ein Nebel, undurchdringlich, wurde grau zur Plage, und er beränderte die vage Ferne, und Berge Dampf, von Stund' zu Stund', stießen den Wellen Knebel in den Schlund.
Man roch an freien, blauen Meeresstellen das nahe Land schon an den lauen Pflanzendämpfen. Es war ein Kämpfen zweier Zonen; die schwüle Tropenluft und eine kühle Erde
Verschmolzen sich mit wütender Gebärde, gleichwie das Chaos kühlender und hitziger Gefühle. Das Meeresrauschen schwieg und ward fast lautlos, ein Gespüle, das nicht mehr groß die Menschenstimme überstieg.
Die Passagiere alle begannen bald zu niesen, bald zu husten und in den Nebel still zu lauschen, und mußten alle weißen Tropenkleider mit grauer Straßenwolle schnell vertauschen.
Fast sorglos machte mich das Schauen auf das Gerolle jener Nebelmassen. Nach ewig blauem indischem Tropenlichte, das vorher ohne Unterbrechung lachte,
Erquickte jetzt das Nebeltuch, das einen Steingeruch des Nordens aus nassen, grauen Heimatgassen mit sich brachte. Und auf den blassen Nebeltafeln um mich her
Erschienen, mit dem strohgeflochtnen Segel, die breit herabgelassenen chinesischen Dschunken mit altertümlich schwerfälligen Mienen und streiften plötzlich nah und waren spurlos dann versunken,
Als ob dein Auge dunkle Drachentiere, mit Zackenflügeln und mit hochgehobnen Schweifen, erscheinen und verschwinden sah. Das Schiff kam jetzt zu hohen, bergigen Küsten,
Gleichwie ein Mensch, ein sehnender, zu langersehnten Brüsten. Und vornehm dehnten sich der Erde dunkle Glieder und lehnten sich zum hohen Himmel
Und stiegen würdevoll zu den Gewässern nieder. Gleichwie ein Saal, der dich empfangen soll und will dir auf einmal gleich alle Größe zeigen,
Lag Hongkong hier mit seinem »Tal des Glücks" im Nebelschweigen, kam von den Bergen groß herabgegangen, und Haus bei Haus breit aus dem Boden schoß
Und sah mit hohem, luftigem Stockwerk weit. Doch Nebel floß wie toll und kam von neuem ins Geroll und quoll wie Baumwollballen und schloß dich aus,
Als ob die Welt zerfallen sich verzog ins Quere. Der Berg mit Häusern in die Leere flog, und du nur bliebst allein und fühltest doppelt deines Herzens Schwere,
Und Nebel schnitt, gleichwie mit einer Schere, dich ab vom letzten irdischen Stein.

 


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