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Tempel Asakusa Kwannon

Ich schlendre durch Verkaufsstraßen, wo die Buden, wie zu einem Jahrmarkt im Sonnenlicht, wie zum Kauf aller sieben Regenbogenfarben luden.
Keine Wolke beränderte diesen bunten Maimorgen, der sich vor meinen Füßen nicht an Helle veränderte.
Ein Gedränge von kauflustigem Volk blieb vor dem Warengepränge, und wolltest du erfahren, was alle die Dinge auf den Verkaufstischen waren,
So wurdest du von den Gemischen erstaunt. Denn alles, was im Weiten nur Augenlust erschien und bunt gelaunt,
War in der Nähe unter dem Budendache nur eine einfache Gebrauchssache. Buden voll von schwarzen Frauenhaaren
Dargeboten als Waren, falsche, glänzende, schwarze Haarknoten kunstvoll gewunden. Auf andern Tischen stunden jene kleinen bunten Schlummerrollen,
Die den Schlummernden den Nacken stützen sollen. Andere Buden packen Haufen von hellen, hölzernen Opferschemeln aus,
Die vor den Göttern stehen wollen im Tempelhaus. Viel Porzellanlampen und bunte Sommerstoffe bieten sich an;
Aber im Maimorgen hätt' ich geschworen von weitem, es stünde nichts Nützliches da am Weg auf den Emporen der Buden,
Weil sich die Strahlen der Maisonne wie ein Feuerwerk darüber entluden. Und doch fühlst du dich wohl geborgen,
Wenn die Welt des Alltags im Maimorgen wie ein Fest ist aus bunten Alltagssorgen. –
Zu großen Tempeldächern mit roten Lackgemächern kam ich in einem offenen Park, und hier wurde eine Göttergestalt gezeigt,
Die war wild bemalt und uralt, die wahrsagte auf seltene Weise. Der sie befragte, nahm ein Papierküglein in den Mund,
Und ohne daß er spricht, spuckte er dies Papier leise dem Gott ins Gesicht. Fiel der Papierklump daneben, dann der Gott keine Antwort gab;
Blieb das Papier aber kleben, dann war dem Fragenden Erfüllung seines Wunsches gegeben. Mir zur Seite spuckten Männer und Frauen und waren ernst, als gält es ihr Leben.
Und ihre Wünsche sind mit Kraft aus dem Mund gefahren und selten flog ein heftiger Wunsch mal daneben.
Den Tempelgarten beleben alle Arten von Lust wie 'nen Prater; da sind Käfige zur Schau, drinnen sprangen Löwen und Tiger und Schlangen;
Da sind Marionettentheater im Freien, wo statt der Menschenpuppen Gruppen künstlicher Affen auftreten,
Und eine Bühne, wo jede lebensgroße Figur, statt in die Kleiderschar, in wachsende, farbige Moosblumen gehüllt war;
Moos wuchert auf den Köpfen statt Perückenhaar, und die toten Puppen standen in lebenden Blumenkleidern auf einer Bühnenwelt.
In diesem Tempel die Gottheit mit Theaterspiel, Schaulust und Einfällen die Menschen unterhält.
Denn auch der Zeitvertreib ist ein Gott und tut wohl dem dankbaren Leib, der gern ausatmet von der Tagesnot.
Im Kwannontempel hier gab es nur ein Verbot, das war im Tempelhaus, auf Papier geschrieben, angeschlagen:
»Niemand soll in das Tempelhaus der ›Tausend Strohmatten‹ seinen Mittagschlaf hertragen.
Jeder schlafe erst draußen aus seinen Schlaf.« Das war, damit keinen der Glücksgott schnarchend am Wege traf.

 


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