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Der Hof der Sterndeuter

Eh' ich das Schloß verließ, stieß man mir eine Tür in einer Mauer auf;
Groß lag ein heller, rosenroter Steinhof da, still wie ein Keller.
Kein Baum, kein Schatten, nichts bewegte sich,
Wenn nicht ein Vogel durch den freien Himmel über den Steinraum strich.
Als mauerte man hier die Weltallstille ein,
So stand allein der Himmel, eingefaßt wie eine blaue Last auf den vier Wänden.
In diesem Hof hier waren jede Nacht nur Sterne und ferne Schicksale zu Gast.
Hier wurden die Gestirne, Juwelen gleich in einer Schale, ernst bewacht.
Und in Steinplatten eingegraben waren da abgemessene Kreise;
Sehr weise Hände haben schräg da Winkelwände aufgestellt.
Die standen himmelhoch, wie von der Nacht vergessene Schatten.
Sie hatten auf Hypotenusen Treppen, die droben an dem baren Himmel landen,
Wo nachts die hellen Sternenhäuser standen.
Wie die Geschicke des einen Menschen auf andern Menschen fußen,
Verbanden eng hier kluge Deuter das Sternlein Erde mit dem Sterngedräng'.
In diesen tags so toten Hof aus Stein traten des Nachts lebhaft feurige Himmelsboten
In Maharadjas Schloß herein
Und mischten sich in Taten, in Zukunft und in Herzenswünsche ein.
Die Deuter warnten, weckten die von dem Schicksal ernst Bedrohten,
Deuter, die wie die Lotsen Untiefen in dem Nachtmeer loten. –
Weil jeder Stern sich täglich um die Erde wagt,
Hätte ich gern in jeder Stund' auch einen Sternenmund befragt:
Ist denn die Erde wirklich rund, und reicht die Liebe dir die Hände,
Sowie am Anfang auch am Erdenende?
Doch da, solang' es lebhaft tagt, kein Sternenhaus zu reden wagt,
Und da die Steine keinen Trostspruch hatten, trat ich, gefolgt von meinem trunkenen Abendschatten,
Zum Schloß hinaus, zurück zum Staub der tief ins Rosenrot versunkenen Stadt.

 


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