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Fechenbachs Zuchthausbuch

Felix Fechenbach hat seine Erinnerungen an die Strafanstalt Ebrach herausgegeben. ( Im Haus der Freudlosen. Bilder aus dem Zuchthaus. I.H.W. Dietz Nachfolger, Berlin). Es ist ein schmales, vom Verlag vorzüglich ausgestattetes Bändchen. Was den Freunden Fechenbachs nicht unerwartet kommt, wird desto mehr die Gegner überraschen: dieser »Novemberverbrecher« ist kein pathetisch rollender Klassenkämpfer, sondern ein Sozialist aus Humanität, ein milder und vielleicht etwas knabenhafter Mensch. So wird aus den Erinnerungen an seine Kerkerzeit keine Streitschrift, sondern ein Bündel leicht lyrisch getönter Skizzen. Kein Verbissener, ein Wehmütiger lebte 28 Monate in dieser kleinen eingegitterten Welt des Elends, in der für jeden Schmerzensruf Arrest droht. Wahrscheinlich hat er ebenso richtig wie taktvoll gehandelt, indem er sich nicht als Held eines »Falles« präsentierte, sondern sich ganz einfach als Mensch zeigte, als leidender, als mitempfindender Mensch. Wie mag eine Abrechnung mit dem Richter Haß gereizt haben! Er unterdrückt die so naheliegende Versuchung. Herr Haß, dessen Konturen uns ja auch sonst geläufig sind, verschwindet schon im einleitenden Kapitel. Dafür sind desto sicherer und lebensvoller die Gefängnisgesichter festgehalten: Mitgefangene, Wärter und schließlich, eine vorzüglich gelungene Studie, der Herr Direktor.

Das Tage-Buch, 25. April 1925


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