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Freitag Morgen nach neun Uhr, d. 3t. Juli 1812.
Für's Erste! Sie werden doch wissen, daß Ihre Schwester entbunden ist; sie befand sich gestern gut, es war der dritte Tag. Frau von KalbFrau von Kalb, Hofdame der Prinzessin Wilhelm. hat mir dies alles début en blanc erzählt. – Ihre protégée kann kommen; ich habe einen Ort für sie, wo ich in solchem Falle mit Ruhe und Vergnügen hin ginge, reinlich, ordentlich, luftig, die Aussicht über Gärten, bei einer artigen Frau, bei einem ordentlichen, häuslichen Manne, die die Ordnung, der Fleiß selbst sind, ein Kind von drei und einem halben Jahre haben, welches schön ist, strickt, Französisch lernt, in die Schule geht, eine ältere, noch junge Tochter, die ich nicht sah. Der Mann ist der Sohn von Marcus Amme, die ich so liebe, sittlich, ordentlich, reinlich, wie sie selbst; eine Art Geschwister in der Behandlung und Aufnahme also; er hat einen kleinen Posten beim Kammergericht, kurz, die angenehmsten Bürgersleute. Sie gehen auch spazieren und werden sie mitnehmen, auf sie achthaben in allem Sinn. Der Mann einige dreißig, die Frau neunundzwanzig. Sie wohnen das zweite Haus in der Mauerstraße, von meiner aus, ein kleines, appetitliches, äußerst anständiges Haus. Die protégée muß ihnen im Hause helfen, habe ich ausgemacht, weil ihr Bewegung nötig ist; sie kann sehr gut da nähen lernen und sich bereiten, was sie braucht, erhält Wohnung mit den Kindern und eine sehr angenehme, freundliche Wohnstube mit den Leuten, kurz, das Quartier gehört ihnen zusammen, wie sie selbst sagt (die Sitte selbst), bekömmt ordentliches Essen, zweimal Kaffee, für den Monat zehn Rtl. Rechnen Sie's aus; das ist den Tag acht Groschen, da verdienen die Leute beinah nichts, mit Bette und alles mitgerechnet: und hätte sie auch eine Kleinigkeit davon, dafür ist sie der Sorgfalt nach wie bei mir, und in vielen Rücksichten besser, angemessener. Sie wissen nicht, wo sie herkommt, noch wer sie ist. Hingegen habe ich ausgemacht, soll das Mädchen von ihnen nicht erfahren, für welchen Preis sie bei ihnen ist; dann geht alles nobler und freundschaftlicher zu. Ich bringe sie zu ihnen und zahle ihnen alle Monat. Doch alles, wie Sie es noch beschließen und für gut finden. Adieu! Der Brief muß weg. Ich bin äußerst froh, so schön für sie gefunden zu haben. Tausend künftige Dinge reden wir beide mit unsern Mündern noch ab. Kommen Sie nur zur Freude bald! Der üppige Sommer, wie sah ich ihn gestern. Ich habe Ihnen auch einen Traum aufgeschrieben, den ich hatte. Adieu!
R.R.