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Sonntag, d. 3t. November 1811, zehn Uhr, noch im Bette.
Schlechte Nacht und unbehaglich. Auch in größter Eil', lieber Marwitz. Heute Morgen um sieben ist ein Brief für [Sie] mit der ollen Journalière abgegangen. Millionen Dank für die ekelhafte Besorgung! Ärgern Sie sich nicht, daß die große Eil' nun nach meinem heutigen Briefe unnötig ist. Damals, als ich Sie bat, war sie nötig. Stellen Sie sich vor, daß Meyer nun erst Ende Dezember Hochzeit macht! – er selbst wollte sich über das Volk gestern tot ärgern. Aber ich, die nun gar nicht weiß, wann er geht! Nicht, daß mir das so lieb und notwendig wäre, außer zur Muße, die ich mir aber nun, da keine Eile mehr stattfindet, fordern werde. Sprechen Sie nicht von dem Aufschub der Hochzeit. Die kleine Alb[erghini] habe ich nicht wieder gesehn. Sie sahen, was es für ein Mädchen ist. Ich werde nichts verraten, sie mir aber doch zitieren. Warum will er sie sehen? Was soll das nun geben? Sie hat einen andern Herrn, der ist schon geschieden von seiner Frau und speist alle Mittage mit ihr, so daß sie Transen [Angst] bei mir ausstand, um eine Ausrede zu erfinden, die wichtig genug wäre, um sitzen gelassen zu haben. Jede, die ich vorschlug, war ihr nicht gut genug. Das kann ich gar nicht, sagte sie endlich, ich werde rot. Und ich hatte immer nur gesagt, sie solle erzählen, sie sei hier gewesen, aber wegen einem Geburtstag mit meinen Nichten oder dgl. Ich werde Neumann ein Wort schreiben, daß er Reinhardt heute bei Reimers zu mir bittet. Und ich will mein verführerisches Feenkleid anlegen, um den Westphalen zu fangen. – Achtundvierzig Stunden ist zu viel gesprochen; so etwas tut Schaden, es macht mir aber die tüchtigste Idee von Reichardt. Nun hören Sie einen Rat der v[ertrauten] F[reundin]. Sie leben doch sehr bequem und essen angenehm bei Ihrer Wirtin; lassen Sie sich um Gottes Willen durch keinen liebenswürdigen Freund verführen, dieses Mahl bei Ihnen mit ihm zu teilen. Ihre ganze Freiheit und alles Wohlbehagen würde für den ganzen Tag dadurch plötzlich für Sie aufhören. Sie werden gleich die Wahrheit davon fühlen. Mit mir können Sie essen, wie in Dr[esden], aber sonst mit niemand, und da muß es auch immer noch so sein, daß Sie in mein Zimmer kommen und ich nicht in Ihres. Die Furie warnt auch, außer daß sie verekelt. Ich habe Ihnen noch von dem Abend mit Harscher nachzutragen, daß er sehr gut und unparteiisch über Madam Herz sprechen konnte, uns aber alles, wo nicht nachgesagt, doch nachgedacht, wie überall er den Abend alles wiederholte, was ich in den vorigen Abenden gesagt hatte. Er entgeht der Furie nicht. Mir nicht reizend, als zum Zorne.
[Der Brief ist nicht zu Ende geschrieben, die vierte Seite desselben ist leer.]
Emilie Alberghini, aus der Berliner Gesellschaft. – Georg Reimer, der bekannte Buchhändler, dessen Haus ein Mittelpunkt des geistigen Verkehrs war.