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Das Huhn verbrät«, sagte Herr Kortüm.
»Ein paar Minuten noch«, antwortete Konstanze. Sie saß am großen Südfenster. Schweres Gewölk zog durch den Abendhimmel. 184 Es dunkelte mit Macht. Auf dem Tisch in der Mitte des Saales brannten Kerzen. Er war gedeckt, ganz wie an jenem Abend, als Konstanze zum erstenmal von Herrn Kortüm auf dem Schottenhaus empfangen wurde und neben ihnen Wingen saß, und Lerp, Klaus Schart, der dicke Feuerwehrhauptmann. Nur waren heute zwei Gedecke gelegt statt sechs. Aber das alte Kortümsilber schimmerte im Kerzenglanz, und Veilchen schmückten wie damals den schönen Tisch – es waren heute andere Veilchen, nicht im Esperstedter Gewächshaus gekaufte: sie waren blasser, kleinblütiger, dufteten wahrer, sie dufteten unendlich süß. Konstanze hatte sie unter den jungen Eschen gesucht. »Zur Versöhnung«, sagte sie.
Der Zeiger wies bereits auf Achteinviertel. Klaus kam nicht. Konstanze stand auf und beugte sich aus dem Fenster. Bis ans Tanneneck konnte sie die Straße nach Besenroda übersehen – niemand ging da. Bloß der Wind.
Herr Kortüm erschien wieder in der Tür: »Das Huhn verbrät unbedingt« – er fuhr mit der Hand waagrecht durch die Luft. Herr Kortüm mußte jede Verantwortung ablehnen.
»Ja? Nun, dann fangen wir an. Bitte, nehmen Sie Platz, Herr Kortüm.«
Konstanze wies auf den anderen Stuhl. Herr Kortüm legte den Kopf ein wenig schief nach hinten und kniff die Lippen zusammen. Konstanze tat nicht dergleichen. Sie rückte an den Bestecken: »Reizend Ihr altes Silber. Die Salzmeste mag ich besonders gern. Haben Sie noch so ein Stück für den Pfeffer?«
Herr Kortüm nahm mit hochgezogenen Brauen und sehr umständlich Platz. Es dauerte lange, bis er saß. Liese brachte eben die Tassen mit der Fleischbrühe.
»Liese, im Glasschrank auf meinem Zimmer, oben links, steht eine kleine Pfefferbüchse. Hole sie« – er wandte sich an Konstanze – »Pfeffer bewahrt man lieber in Holzgefäßen auf«, sprach er gemessen. »Ich habe eine alte Büchse aus Buchsbaum. Geschnitzt. Sehr hübsch.«
Die Brühe war heiß. Konstanze rührte mit dem Löffel. Herr Kortüm war einsilbig und rührte auch.
»Hier is die Büchse«, sagte Liese.
Konstanze drehte das schöne Buchsbaumholz in der Hand: »Hören Sie! Das Ding ist ja prachtvoll! Das gehört in Ihr Museum.«
»Hm. Ein Platz wäre noch frei.« Er legte seine Stirn in tiefe Falten.
Konstanze lachte laut: »Ach! Wo der Besenröder Schädel stand? Da 185 stellen Sie Ihre Pfefferbüchse ja nicht hin! Das gäbe einen herrlichen Zeitungsartikel!«
»Ja, diese Besenröder Schädel«, sagte Herr Kortüm.
»Ja, diese leeren Plätze«, lachte Konstanze.
»Ich weiß nicht«, sprach Herr Kortüm und klopfte auf die Armlehne seines Stuhles, »ein leerer Platz ist schnell besetzt.«
Konstanze nahm ein paar Salatblätter.
»Sehn Sie diesen schönen alten reichgeschnitzten Stuhl an«, fuhr Herr Kortüm unerbittlich fort. »Nun sitz ich drauf. Das Huhn übrigens ist doch vier Minuten zu lange überm Feuer gewesen.«
»Ich glaube, Herr Kortüm, Sie haben mir übelgenommen, daß ich Sie etwas spät gebeten habe, mit mir zu speisen.«
»Liebe gnädige Frau.«
»Na?«
»Aber nein! Ein guter alter Gastwirt ist ein guter Lebenskenner. Als ich heute nachmittag den jungen Mann, diesen Herrn Schart, am Haus vorbeigehen sah und dann Ihre Bestellung für ein Abendessen zu zwei Gedecken entgegennahm, dachte ich: Kortüm, dachte ich, das Huhn verbrät. Bis um acht ist der junge Mensch nicht fertig.«
»Womit?«
»Mit Umziehn, Gnädigste.«
Konstanze beugte sich über ihren Teller. Das Fleisch ging schwer ab von der Keule. Jetzt war es ab: »Was braten wir ihm nun, wenn er um neun hier ankommt?«
»Oh! Um neun ist er auch noch nicht fertig!«
»Erlauben Sie! Wie lange braucht denn ein Mann?«
»Verschieden. Höchst verschieden. Schwer zu sagen. Gar nicht abzuschätzen. Na – sagen wir – so seine ein, zwei Jährchen wird er wohl brauchen.«
Konstanze legte Messer und Gabel hin, sah Herrn Kortüm lächelnd an, aber mit einer Falte zwischen den Augenbrauen: »Sie sind mir zu weise.«
»Zu alt, Gnädigste.«
Konstanze nahm ihr Glas: »Auf Ihre Jugend!«
Herr Kortüm verneigte sich: »Auf das, was endlich hinter uns liegt.«
Jetzt kam das Gespräch in Fluß. Kortüm hatte die richtige Tonart gefunden. Er verstand, ohne Dominantakkorde zu erzählen. Aus den Tagen seiner frühen Zeit erzählte er. Die Erdkugel hatte er ja umreist. 186 Nur auf einer Stelle war er nicht gewesen – »gerade auf der nicht!« rief er. Das Kreuz der Erde, ihren Mittelpunkt, die Stelle, um die sich Politik und Religionen drehen, gerade die hatte er nie besucht! Das Hochplateau von Pamir, leider. Er hätte so gerne dort gestanden, wo alles Geschehen herkommt und wo es hingeht, sagte er.
»Gerade als ich dahin wollte und nur eben noch eine kleine Reise durch Deutschland machen mußte, kam ich – es war in den Tagen vor Ostern, merkwürdige Tage, gnädige Frau, ein Tag wie heute – da kam ich auf diesen Paß im Thüringer Wald. Sah den Blick nach Süden, den Blick nach Norden, sah die Nordsüdstraße, sah die Westoststraße, begriff die Bedeutung und die Möglichkeiten dieses Ortes – und kaufte für mein Reisegeld nach Buchara dieses Gelände, baute dieses Haus – ja, und als ich fertig war, erzählte mir ein Jenenser Professor, daß diese Westoststraße vor meinem Haus – in Taschkent endigt. Sie wissen, Gnädigste? Taschkent? Der Ort am Fuße der Pamirfalten? Sehen Sie, seitdem bin ich ein Mann, der an seinem Reisewege wohnt.«
»Ein unruhiges Quartier, Herr Kortüm.«
Herr Kortüm schüttelte den Kopf: »Nun den Burgunder, Liese, aber vorsichtig, ganz langsam damit gehen, die Flasche so anfassen, federnd, um Gottes willen nicht schütteln« – Herr Kortüm machte eine große Armbewegung. »Ich sitze sehr schön in diesem Gebirgssattel. Kein Plateau. Nein. Aber ein Paß ist auch nicht schlecht. Seit dem Krieg, seit dem Verfall der Besenroda-Esperstedter Straße ein bißchen einsam, hm – aber Sie sehen, worüber ich verfüge: Hochwald, zwei Wiesen und einen – ja – verzeihen Sie, Gnädigste – und einen Teich.«
Konstanze lächelte.
Nun machte Herr Kortüm eine ungeheure Armbewegung von unten nach oben und fuhr fort: »Ich verfüge ferner über eine Quelle – schlecht gerechnet zweihundert Meter tief – über einen Saal – der ist doch schön, nicht? Es sind große Schauspieler in ihm aufgetreten – ja, und dann über die Gastzimmer.«
»Und über ein Museum –«
»Ah, natürlich!«
»Mit einem miserabel aufgestellten Dämon aus Pappe –«
»Ich werde ihn morgen beseitigen –«
»Nun bleibt er stehen. Seit heute steht er gut. Aber weiter. Der Herr Kortüm verfügt über eine merkwürdige Windfahne –«
187 »Diese Windfahne!« Herr Kortüm kam plötzlich aus der Tonart. Eine sehr böse, sehr wirkliche Geschichte fing er an zu erzählen. Wie die Windfahne das Unglück seines Hauses geworden sei. Vom Kriegsausbruch Besenroda-Schottenhaus erfuhr Konstanze. Vom brachliegenden gemeinen Kartoffelacker, vom Verfall der Pachtung, von der bedrohten Südsonne und vom guten Monich, der sich redlich quäle, die Pachtung zu retten – ob es ihm jedoch gelinge . . .
»Aber bestellen Sie doch die Äcker! Es ist März.«
Herrn Kortüms Haupt sank tief herab. Gegen seine Not war kein Burgunder gewachsen: er erinnerte Konstanze daran, daß sie sein einziger Gast sei, und zum Ackerbestellen gehöre Geld.
Konstanze saß so, daß sie durch das Südfenster sehen konnte. Über dem Berg draußen stand groß der Mond. Der Frühlingswind trieb Wolkenfetzen an ihm vorbei. Das weiße Licht zuckte auf, verschwand. Aber morgen früh würde die Sonne aufgehen und Wiese, Strauch und Haus beströmen mit goldenem Licht. Konstanze zerschnitt mit dem Obstmesser die Apfelschale in kleine Stückchen und legte sie in Gedanken zu einem Stern zusammen. Plötzlich blickte sie auf und machte Herrn Kortüm einen Vorschlag: er möge ihr die Zimmer, die sie jetzt habe, für ein Jahr vermieten. Die Südsonne in achthundert Meter Höhe wolle sie auch weiter haben. Monatelang würde sie vielleicht nicht hier wohnen können, während der Theaterzeit bestimmt nicht. Die Miete zahle sie voraus. Nur müsse Herr Kortüm versprechen, daß die Südseite offen bliebe.
Mit Geld in der Hand konnte Herr Kortüm leicht versprechen: »Die Sonne bleibt!«
Es war spät geworden. Konstanze sagte gute Nacht.
Kaum halb waren die Kerzen heruntergebrannt. Herr Kortüm ließ eine neue Flasche kommen und schickte Liese zu Bett. Er setzte sich behaglicher in seinen Lederstuhl. Tiefer Friede kam über ihn. Er lächelte: Gott wollte ihn sich wohl noch eine Weile erhalten. »Es ist auch schön auf der Welt«, sagte Herr Kortüm. Er war dankbar. Die seltene Begabung für Dankbarkeit besaß ja Herr Kortüm überhaupt. Dankbarkeit blickt rückwärts. Darum trifft man sie nicht oft. Sie setzt starke Naturen voraus. Einen klaren Instinkt für den richtigen Weg müssen sie in sich haben, daß sie gradaus zu gehen vermögen und dennoch, sobald die Stunde da ist, im Vorwärtsgehen rückwärts blicken können. Kümmerliche Menschen geraten dabei in den Straßengraben, liegen auf der 188 Nase und schimpfen: einmal und nicht wieder. Darum lassen sich Vorsichtige gar nicht erst auf Dankbarkeit ein. Wenn sie den vollsten Kochtopf in der Ferne erkannt haben, latschen sie stracks auf ihn zu. Die Tage des Kortümgeldes hatte Herr Kortüm längst vergessen. Welch eine Zeit: da kommt so eine zarte Konstanze Schröter und sagt so nebenbei, daß ihm, Herrn Kortüm, geholfen sei. »Die Zeit der Dankbarkeit soll sie heißen!« rief er.
Langsam wandte Herr Kortüm seinen alten Kopf nach hinten und blickte tief in seine gewesene Welt. Er schloß die Augen, um schärfer sehen zu können. Ganz deutlich gingen die Freunde da einher – sind sie denn nicht alle tot?
Am Stranggraben ging der Weg hin. Ob ich ihn noch kenne? Oh, eben jetzt kommen dort die ersten Anemonen heraus. Weißt du noch, Arthur? – Herr Kortüm nahm die Flasche und schenkte das leere Glas neben seinem voll bis zum Rand – Setz dich näher, Freund. Du bist der Beste. Prost. Nein, sauf's aus. Wie in unsrer Klause an der Elbe mit dem Fenster nach dem Wasser. Der Strom hat Eisgang. Wo kommt das viele Eis her! Scholle an Scholle schwimmt's schaukelnd ins Meer. Mach das Fenster auf, Arthur. Und der Werrmann! Auch wieder da? Warst lange fort, mein Junge. Mit achtzehn. An einer Lungenentzündung. Ganz plötzlich. Sinnlos. Na, siehst gut aus, mein Lieber. Frisch, jung, rote Backen. Hoffentlich machst du keine Gedichte mehr. Wie mir's geht? Gott, unsereins ist länger gereist. Man wird klapprig davon. Prost. Auf daß es uns wohl ergehe im Alter. Kein Glas? – Herr Kortüm stand ächzend auf. Kein Mensch ist mehr munter im Haus, aber ohne Glas geht's nicht, nein. Er schloß den Wandschrank auf, stellte ein Glas hin – Mein Gott! Der ganze Tisch sitzt voll! Ha, Paul Loos! Mensch! Ich denke, du liegst in der Kreideerde, aus der die Franzosen den guten Wein ziehen! – Herr Kortüm setzte drei, vier, acht Gläser rings um den Tisch, rückte Stühle davor. Herr Kortüm schenkte die Gläser voll. Er zog noch eine Flasche auf, schenkte wieder ein. Prost, Paulus, mein Sohn. Du hast Staub im Hals. Ich glaube dir's – Herr Kortüm stieß mit seinem Glas am anderen Glase an, zitternd klang es durch den Riesensaal.
Er saß in seinem tiefen Lederstuhl am Tisch wie auf einer kleinen Lichtinsel in der dunklen windsausenden Weltöde und rings um den Tisch Kopf an Kopf, im goldenen Kerzenlicht, lachend, mit Haaren ohne ein graues Fehl. – Kinder, wie gut habt ihr euch gehalten in den langen Jahren, seit wir uns zuletzt sahen. Wie unverschämt jung ihr 189 geblieben seid – hört mal, wenn ich euch so ansehe, kommt mir vor, als ob ihr alle auch noch so töricht seid. Ich bin weise, sagt Konstanze. Prost, Konstanze – ah, sie allein fehlt. Liegt im Bett. Pst, Kinder. Grad über uns schläft sie. Nicht zu laut! Die ist an zwei Narren wie ihr geraten. Hat Ruhe nötig. Baron, leiser! Du machst immer den meisten Krach. Aber ich habe dich lieb bis in deine Seele. Du bist, verdammt – du bist ein Mann. Was Seltenes. Hast nie Ämter gejagt, nie Ämter gestohlen. Hast es auch sauer gehabt. Ja. Aber da sitzt du nun wieder in deinem verschlissenen Jagdrock. Altes Blut. Hochgezüchtet und klar geblieben bis in den letzten Tropfen. Der Burgunder auch? Haha. Der auch! Bei Gott. Dein Wohl, mein Freund. Bitte, etwas leiser. Laß dir nichts bieten, Paulus, du kommst aus der Champagne, eine weite Reise. Der Rudolf soll sich mäßigen und nicht so schreien. Was ist Gott? Ich kann es dir jetzt nicht sagen, Rudolf. Trinke und sei still – – –
Inmitten seiner Freunde saß Herr Kortüm. Alle hatte er sie versammelt um sich, stieß an mit ihnen, lachte. Mädchen gerieten auch dazwischen. Und viele Sätze fingen an mit »Weißt du noch.« Der Baron schrie wieder über den ganzen Tisch und hörte auf mit »Das bist du, Kortüm!«
Wie lange das Gelage ging – die Uhr zeigte es nicht an, denn keiner sah hin zu ihr. Herr Kortüm wurde müde. Er hatte des Guten viel getan. So vielen zutrinken, so Guten, so Schönen! »Die Zeit der Dankbarkeit soll sie heißen«, murmelte er und schlief ein.
Konstanze hatte sich in ihrem Bett aufgerichtet und horchte. Da war der Bengel doch noch gekommen! Wie sie anstießen und lachten, diese beiden! Sie hörte eben Herrn Kortüm einen Trinkspruch ausbringen – auf wen? Sie sprang aus dem Bett. Kalkweiße Streifen von Mondlicht lagen im Zimmer. Sie sah aus dem Fenster: wahrhaftig! Da unten ist Licht. Und Gläserklingen.
Was will der Klaus hier oben? Sie warf ihre Kleider über. Nach Haus soll er sich scheren. Erst wirft er mich beinah in den Teich, dann läßt er mich mit dem verbratenen Huhn sitzen – und jetzt zecht er mit dem anderen? Hier oben? Bei Herrn Kortüm? Hier ist kein Ort für ihn. Will er auch seine Straße verlieren?
Konstanze verknöpfte sich mehrmals bei dieser zornigen Rede, und es saß manches etwas schief unter ihrem Kleid, was sonst sehr hübsch und zierlich saß. Leise ging sie die Treppe hinunter, sah zur Glastür in den Saal hinein – das Licht war fast heruntergebrannt. Schart war 190 nicht da. Aber die Gläser auf dem Tisch! Und alle voll! Nur Herrn Kortüms Glas war leer. Und der schlief.
Auf den Zehen trat sie ein. Ja, Herr Kortüm schlummerte. Die vielen Stühle um den Tisch standen ordentlich ausgerichtet, als ob noch jemand drauf säße. Aufgestanden konnte von den Stühlen kein Mensch von Fleisch und Blut sein. Aus den Gläsern hatte keiner getrunken. Konstanze legte die Hand auf die Brust – ein Geistergastmahl.
Eine unsichtbare Gesellschaft hatte Herr Kortüm gegeben in dieser Nacht. Wer mag bei ihm gewesen sein? Oh, Kortümgeld! Säcke voll Kortümgeld hatte Herr Kortüm. Kortümmenschen! Konstanze sah die Tafel an – nun hatte er auch noch Kortümmenschen! Zehn, zwölf Gläser – eine gute Gesellschaft, eine große Gesellschaft . . .
Leise ging sie hinaus, vorsichtig drückte sie die Klinke nieder.
Sie zog die Decke über die Ohren. Wahrlich, dachte sie beim Einschlafen, dieser Mann hat keine Straße. Und dieser Mann hat auch keine Maske. Was hat er denn? Nur sich? Ist das nicht zu wenig auf Erden?
Konstanze schlief. Über ihrem Schlafzimmer lag der Raum fünf. Da stand Wingens Maske. Er hatte sie stehen lassen. Hals über Kopf mußte er zu Tal gelaufen sein, mitten ins Volk hinein. Unterwegs hatte er auch noch Lotte eingehenkelt, damit er sich nicht aus Versehen verliefe ins Weglose.
Und unter ihrem Schlafzimmer saß der alte Mann, müde von seinem Gespenstergelage.
Was hatte er ihr erzählt? Eine Tropfenkette wäre am Nachmittag gesehen worden vor dem Schottenhause? Deutlich gesehen im Märzstaub? Eine Tränenspur ins Tal?