Gottfried von Straßburg
Tristan
Gottfried von Straßburg

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. 2. vermehrte und verbesserte Auflage. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++


waz wirret iu, waz claget ir? «
Der Minnen vederspil Isôt,
« lameir « sprach sî « daz ist mîn nôt,
lameir daz swaeret mir den muot,
lameir ist, daz mir leide tuot. «
dô sî lameir sô dicke sprach,
er bedâhte unde besach
anclîchen unde cleine
des selben wortes meine.
sus begunde er sich versinnen,
l' ameir daz waere minnen,
l' ameir bitter, la meir mer.
der meine der dûhte in ein her.
er übersach der drîer ein
unde vrâgete von den zwein.
er versweic die minne,
ir beider vogetinne,
ir beider trôst, ir beider ger.
mer unde sûr beredete er.
« ich waene « sprach er « schoene Isôt,
mer unde sûr sint iuwer nôt.
iu smecket mer unde wint.
ich waene, iu diu zwei bitter sint? «
« nein hêrre, nein! waz saget ir?
der dewederez wirret mir,
mirn smecket weder luft noch sê.
lameir al eine tuot mir wê. «
dô er des wortes z' ende kam,
minne dar inne vernam,
er sprach vil tougenlîche z' ir:
« entriuwen, schoene, als ist ouch mir,
lameir und ir, ir sît mîn nôt.
herzevrouwe, liebe Isôt,
ir eine und iuwer minne
ir habet mir mîne sinne
gâr verkêret unde benomen,
ich bin ûzer wege komen
sô starke und alsô sêre:
in erhol mich niemer mêre.
mich müejet und mich swaeret,
mir swachet unde unmaeret
allez, daz mîn ouge siht.
in al der werlde enist mir niht
in mînem herzen liep wan ir. «
Isôt sprach: « hêrre, als sît ir mir. «
Dô die gelieben under in
beide erkanden einen sin,
ein herze und einen willen,
ez begunde in beidiu stillen
und offenen ir ungemach.
ietwederez sach unde sprach
daz ander beltlîcher an:
der man die maget, diu maget den man.
vremede under in diu was dô hin.
er kuste sî und sî kust in
lieplîchen unde suoze.
daz was der minnen buoze
ein saeleclîcher anevanc.
ietwederez schancte unde tranc
die süeze, diu von herzen gie.
sô sî die state gewunnen ie,
sô gie der wehsel under in
slîchende her unde hin
vil tougenlîchen unde alsô,
daz nieman in der werlde dô
ir willen unde ir muot bevant
wan sî, der er doch was bekant:
Brangaene diu wîse.
diu blickete dicke lîse
und vil tougenlîche dar
und nam ir tougenheite war
und dâhte dicke wider sich:
« ouwê, nû verstân ich mich,
diu minne hebet mit disen an. «
vil schiere wart, daz sî began
den ernest an in beiden sehen
und ûzen an ir lîbe spehen
den inneren smerzen
ir muotes unde ir herzen.
si muote ir beider ungemach,
wan sî si z' allen zîten sach
ameiren unde amûren,
siuften unde trûren,
trahten und pansieren,
ir varwe wandelieren.
sin genâmen nie vor trahte war
dekeiner slahte lîpnar,
biz sî der mangel und daz leit
an dem lîbe als überstreit,
daz es Brangaenen angest nam
und in die vorhte dâ von kam,
ez waere ir beider ende,
und dâhte: « nû genende,
ervar, waz dirre maere sî! «
Si gesaz in eines tages bî
heinlîchen unde lîse.
diu stolze, diu wîse
« hie ist nieman « sprach si « wan wir driu.
saget mir ir zwei, waz wirret iu?
ich sihe iuch z' allen stunden


 << zurück weiter >>