Gottfried von Straßburg
Tristan
Gottfried von Straßburg

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nû gebârten sî zehant,
rehte alse der tôt ist gewesen
und von dem tôde ist wider genesen.
als vröuten sî sich alle dô.
dâ wâren aber genuoge vrô
durch die lantsuone mêre
dan durch Tristandes êre.
die nîdegen barûne
si griffen an ir rûne
und an ir sprâchen wider als ê.
si zigen Tristanden aber dô mê
durch dise rîchen linge
zouberlîcher dinge.
iegelîcher sprach besunder:
« hie merket alle wunder,
waz dirre man wunders kan.
jâ hêrre, waz kan dirre man,
daz er ez allez endet,
dar an er sich gewendet! «
Hie mite sô was ouch der tac komen,
der dâ zem kampfe was genomen,
und was vil michel hêrschaft,
des lantvolkes michel craft
vor dem künege in dem sal.
ouch was dâ maneger hande zal
under den guoten knehten.
si vrâgeten, wer dâ vehten
vür die maget Isolde
mit dem truhsaezen wolde.
diu vrâge gie her unde hin.
nune was et nieman under in,
der iht hier umbe erkande.
under diu was ouch Tristande
sîn schrîn und sîniu cleider komen.
dâ haete er sunder ûz genomen
drî gürtele den vrouwen drîn,
daz keiserîn noch künigîn
nie keinen bezzeren gewan.
schapel unde vürspan,
seckel unde vingerlîn,
der was ebene vol der schrîn
und was daz allez alsô guot,
daz niemer keines herzen muot
des gedenken möhte,
waz ez bezzer töhte.
des enkam ouch nie niht dervan,
wan alse vil daz Tristan
im selben dar van genam:
einen gürtel, der im rehte kam,
ein schapel unde ein spengelîn,
diu ime gebaere mohten sîn.
« ir schoenen « sprach er « alle drî,
disen schrîn und swaz dar inne sî,
dâ mite sô schaffet alle
und tuot, swaz iu gevalle. «
Mit disen maeren gieng er dan.
sîniu cleider leite er an
und kêrte dâ zuo sînen pîn
und vleiz sich, wie er sich dar în
gefeitierte alsô wol,
als ein volmüete ritter sol.
ze wunsche stuonden ime ouch die.
nu er wider în zen vrouwen gie
und sî 'n begunden schouwen,
nu begunden in die vrouwen
durch ir gedanke lâzen gân.
er dûhte s' alle drî getân
schône unde saeliclîche.
die drî saeldenrîche
si gedâhten alle in einer vrist:
« zewâre, dirre man der ist
ein menlîch crêatiure;
sîn wât und sîn figiure
si schepfent wol an ime den man.
si zement sô wol ein ander an.
sîn dinc ist allez wol gewant. «
Nu haete ouch Tristan besant
sîne cumpanîe. diu was komen
und haeten einen stuol genomen
nâch ein ander in dem sal.
dâ gie diu michel werlde al
und beschouweten besunder
der cleidere wunder,
diu s' an in allen sâhen.
genuoge dâ jâhen,
ezn getrüege nie sô manic man
als ebenguotiu cleider an.
daz s' aber alle stille swigen,
dem lantgesinde rede verzigen,
daz geschach durch die geschiht:
sine kunden der lantsprache niht.
Hie mite sante ouch der künic în
einen boten nâch der künigîn,
daz sî ze hove kaeme
und ir tohter zuo z' ir naeme.
« Isôt « sprach sî « wol ûf, gâ wir!
hêr Tristan, sô belîbet ir.
ich tuon zehant nâch iu gesant,
sô neme iuch Brangaene an ir hant
und gât ir zwei nâch uns dar în! «


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