Gottfried von Straßburg
Tristan
Gottfried von Straßburg

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diu wîse, ir muoter, zuo z' ir sprach:
« herzetohter mîne,
die herzeswaere dîne,
die selben die sint leider mîn
baz unde harter danne dîn.
nâch gotes genâden sî engânt dir
niht alse nâhen alse mir.
mîn bruoder leider der ist tôt.
daz was biz her mîn meistiu nôt.
nu vürhte ich eine nôt von dir,
entriuwen tohter, diu gât mir
vil nâher danne jeniu tuo.
mir wart nie niht sô liep sô duo.
ê daz mir iht an dir geschehe,
daz ich rehte ungerne sehe,
ich lâze ê gerne disen haz.
ich lîde sanfter unde baz
eine swaere danne zwô.
mîn dinc daz stât mir iezuo sô
umbe den unsaeligen man,
der uns mit kampfe sprichet an.
wir ensehen genôte dar zuo,
dîn vater, der künec, ich unde duo
wir haben iemer mêre
verloren unser êre
und enwerden niemer mêre vrô. «
Jener in dem bade der sprach dô:
« saeligen vrouwen beide,
eist wâr, ich hân iu leide
und aber mit grôzer nôt getân.
welt ir iuch, alse ir sult, enstân,
sô wizzet ir wol, daz diu nôt
niht anders was niwan der tôt.
den lîdet nôte ein ieclîch man,
die wîle er sich generen kan.
swie 'z aber dar umbe ergangen ist,
swie 'z iu nû ze dirre vrist
ze dem truhsaezen ist gewant,
daz kêret allez z' einer hant.
dem sol ich ein guot ende geben,
ich meine, ob ir mich lâzet leben
und es enirre mich der tôt.
vrouwe Isôt und aber Isôt,
ich weiz wol, daz ir alle zît
sinnic unde saelic sît,
getriuwe unde bescheiden.
möht ich mich hin z' iu beiden
einer rede verlâzen
und woltet ir iuch mâzen
übeler gebaerde her ze mir
und ouch des hazzes, des ir
Tristande lange habet getragen,
ich wolte iu guotiu maere sagen. «
Isôte muoter Isôt
si sach in lange an und wart rôt.
ir liehten ougen wurden vol.
« owê! « sprach sî « nu hoere ich wol
und weiz vür wâr, daz ir ez sît.
ich zwîvelte unz an dise zît.
nu habet ir mir die wârheit
ungevrâget geseit.
ôwî ôwî, hêr Tristan,
daz ich iuwer ie gewalt gewan
sô guoten, alse ich iezuo hân,
und der alsô niht ist getân,
daz ich in alsô g'üeben müge,
als ez mir wege und alse ez tüge!
gewalt ist aber sô manicvalt.
ich waene, ich mac wol disen gewalt
an mînem vînde üeben,
daz reht sô vil getrüeben
an einem übelen manne.
jâ hêrre, wil ich danne?
entriuwen jâ, ich waene. «
Ie mitten kam Brangaene
diu stolze, diu wîse
lachende unde lîse,
schône unde wol gestrichen
aldort her în geslichen
und sach daz swert dâ ligen bar,
die vrouwen beide riuwevar.
« wie nû? « sprach diu gevüege dô
« disen gebaerden wiest den sô?
waz maere trîbet ir driu?
disiu vrouwen ougen wie sint diu
alsus trüebe und alsô naz?
diz swert hie lît, waz tiutet daz? «
« sich « sprach diu guote künigîn,
« Brangaene, herzeniftel mîn,
sich, wie wir alle sîn betrogen.
wir haben ze blintlîche erzogen
den slangen vür die nahtegalen,
dem rappen kerne vür gemalen,
der der tûben solte sîn.
wie haben wir, hêrre trehtîn,
den vînt vür den vriunt ernert,
dem übelen tôde zwirnt erwert
mit unser selber handen
unsern vînt Tristanden!
sich, warte, er sitzet: deist Tristan.


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