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Närrisch ist, was lebt und schwebt auf Erden,
Wer nicht närrisch ist, der muß es werden;
Jeder, der das Tageslicht erblickt,
Ist als Narr in den April geschickt.
Narrheit gibt gesundes, rothes Blut,
Narrheit nützt oft mehr als Geld und Gut;
Wo die Weisheit auf die Nase fällt,
Hüpft die Narrheit fröhlich durch die Welt.
Der Soldat mit seiner bunten Jacke,
Der Jurist im goldverbrämten Fracke,
Der Bramin mit Kragen und Talar,
Jeder ist ein ausgemachter Narr.
Was erhebt des Arztes Kunst und Müh'?
Narrheit ist's und Charlatanerie;
Keiner wird zum Doctor graduirt,
Wenn ihn nicht die Schellenkappe ziert.
Handelsmann und Krämer in der Bude,
Trödler, Mäckler und der Betteljude,
Richten sich mit Waaren, grob und fein,
Für die Narren aller Stände ein.
Jeder Künstler, jeder Handwerksmann
Zieht aus Noth die Narrenjacke an;
Wenn der schlaue Bau'r sich närrisch stellt,
So ist Pfaff und Edelmann geprellt.
Wer die schönste
Assemblée will sehen,
Steig' hinauf auf des Parnassus Höhen;
Dort tumultuirt im Musensaal
Eitler Narren eine große Zahl.
Dort umarmt mit heißem Bruderkuß
Dichter, Maler sich und Musikus,
Schwören feurig sich mit Herz und Mund
Ew'ge Treue in dem Narrenbund.
Nur der Narrheit untilgbarem Triebe
Danken wir das höchste Glück der Liebe;
Wer nicht närrisch ist an Seel' und Leib,
Der verbindet sich mit keinem Weib.
Spröde Mädchen buhlen um den Mann,
Wandelt sie der Liebe Narrheit an,
Und die Narrheit treibt sie dann so weit,
Bis ein kleines Närrchen Mama schreit.
So verbreitet Narrheit sich auf Erden;
So muß endlich Alles närrisch werden.
Wer zu diesem Narrenbund nicht schwört,
Ist des Glücks, ein Narr zu seyn, nicht werth;
Darum Brüder! schenkt die Gläser voll,
Trinkt ein Vivat auf der Narrheit Wohl,
Laßt uns heute unsern Bund erneu'n,
Und uns brüderlich als Narren freu'n!