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Wollt ihr der Weisheit Jünger seyn,
Zum Trotze aller Blinden,
Und heller als der Sonnenschein
Den lieben Tag verkünden,
So höret auf den weisen Rath
Von einem hohen Magistrat,
Vor dem ich tief mich beuge,
Wenn ich die Wahrheit geige.
Es prangt ein Städtlein, schön gebräunt,
Im vielgeliebten Schwaben,
Dies lag von Mauern rings umzäunt,
In tiefer Nacht begraben,
Da kam Herr
Quack, ein Wundermann,
Im Hof zum gold'nen Laubfrosch an,
Der sprach von lichten Zeiten
Und aufgeklärten Leuten.
Da fiel's dem Magistrate ein,
Er sollte nach Vermögen
Auch aufgeklärt und lichtvoll seyn,
Von Amts- und Standeswegen.
Daher verordnete er gleich,
Durch einen derben Trommelstreich,
Das Licht von allen Seiten
In seine Stadt zu leiten.
Schon fing man an, mit Hieb und Stich
Die Mauern auszureuten,
Und Rath und Bürger freuten sich
Der aufgeklärten Zeiten;
Doch ach! Herrn
Quackens Häuslein, das
Verwachsen in der Mauer saß,
Schien bei dem derben Schlagen,
Schon über Sturz zu klagen.
Da sammelt sich der große Rath,
In corpore
drei Glieder,
Und setzte sich mit fester Naht,
Jedoch
bedächtlich nieder;
Stierblickend saß er lange da,
Bis endlich unser Stadtpapa
Den größten Weisheitsklumpen
Anfing heraufzupumpen:
»Wir
Bürgermeister und auch
Rath
Eröffnen und verkünden,
Daß, eh' ein Haus dem Sturze naht,
Wir es für räthlich finden,
Wenn bei der Brandsocietät
Dasselbe hoch im Werthe steht,
Es heimlich anzuzünden,
Um Bürgerwohl zu gründen.«
»Da Herrn Professor
Quacken's Haus
Nun
hoch versichert wäre,
Und, bräche man die Mauern aus,
Sehr viel im Werth verlöre,
So setzen wir es still in Brand,
Und retten dann mit eig'ner Hand,
Damit es Niemand merke,
Den Rest der Mauerwerke.«
»Der
erste Rath, Herr
Störklein, kann
Die Feuerglocke läuten,
Herr
Gröpplein,
zweiter Rath, sodann
Die Feuerspritze reiten;
Die ganze Expedition
Geschehe früh um vier Uhr schon,
Wir selber wollen morgen
Das Uebrige besorgen.«
Der Rath, der oft bedenklich blies,
Zog hoch die Augenbogen,
Verwischte sich den Schweiß, und hieß
Den
Casum schön erwogen,
Gab auch zum Votum gleich sein Ja,
Stand auf, neigt sich zum Stadtpapa,
Und geht, den höchsten Willen
Nach Kräften zu erfüllen.
Schon ruht das Städtlein nachtumhüllt,
In schlummervoller Lage,
Und nur der Rath träumt sich das Bild
Vom aufgeklärten Tage;
Da sinkt der Morgen auf die Flur,
Und horch! die Glocke auf der Uhr
Ruft mit metall'nem Munde
Die vierte Tagesstunde.
Herr
Störklein streckt den Fuß heraus,
Schlüpft in die Staatsperücke,
Springt athemlos in's Gotteshaus
Und eilt zum Glockenstricke:
Es zieht die Faust; es knappt der Kopf;
Es sinkt das Knie; es steigt der Zopf;
Es fliegt hinauf am Stricke
Der Puder der Perücke.
Und horch! schon rasselt um das Haus
Herr
Gröpplein in der Hitze;
Er fuhr noch vor dem Stürmen aus,
Mit seiner Feuerspritze;
Es zieht der Wanst ihn schief und krumm,
Die Füße schlottern frei herum,
Und überstäubt vom Fahren,
Wird er ganz grau an Jahren.
Schon spritzt er nach Herrn
Quackens Haus –
Noch steht es nicht in Flammen;
Da rennt das Volk Straß' ein, Straß' aus,
Und rottet sich zusammen;
»Wo?« schreit es, »wo? wo brennt das Haus?«
Geduld! Geduld! rief
Gröpplein aus,
Geduld! Was nützt das Rennen?
Es wird – es muß noch brennen!
Allein das Volk drängt mehr und mehr
Im Haufe sich zusammen;
Doch welch' Erstaunen rings umher!
Wer steckt das Haus in Flammen?
Wer bringt es seinem Sturze nah'?
Es ist – der dicke Stadtpapa,
Der Demiurg der Geister,
Herr
Rundfaß, Bürgermeister.
Die Hände auf das Knie gestützt,
Steht er beim Holz am Heerde,
Und bläst, daß Funk' auf Funken spritzt,
Mit eif'riger Geberde;
Luftschnappend öffnet sich der Mund,
Die Backen schwellen kugelrund,
So daß in Druck und Nöthen
Die Lippen ihm trompeten.
»Ha!« rief das Volk, »Mordbrennerei!«
Ergreift den Galgenschwengel!«
Und raps! ward er auch frank und frei
Wie Habakuk vom Engel
Am Zopf gefaßt mit starker Hand
Und, weil das Volk zu enge stand,
Trotz Schreien, Zappeln, Zagen,
Hoch durch die Luft getragen.
Herr
Gröpplein, der vom Wagen sprang,
Ward bei den breiten Wangen,
Herr
Störklein an dem Glockenstrang
Beim langen Bein gefangen;
So ward, von Todesschweiß lakirt,
Der Rath dem Fürsten vorgeführt,
Mit berstendem Gefühle
Und saurem Mienenspiele.
Da naht zerknirscht der Stadtpapa
In' goldfliegfarb'ner Weste,
Und spricht: »Was wir gethan, geschah
Für's allgemeine Beste;
Denn wir berechneten es ganz,
Daß eine Brand-Assecuranz,
Wenn nie ein Haus verbrenne,
Zu gar nichts nützen könne.«
Und lächelnd sprach der Fürst zum Rath:
»Wahrhaft! Ihr seyd zu schätzen,
Und sollt bei Hof als Drillingsblatt
Ein schönes Amt besetzen;
Herr
Störklein soll nun Glöckner seyn,
Herr
Gröpplein Spritzenmeisterlein,
Der Blasebalg der Geister
Sey Oberküchenmeister.« –
So wird die Weisheit dieser Zeit
Oft Anfangs nur verachtet,
Und wenn sie lichte Flammen speit,
Als ein Rebell betrachtet;
Am Ende wird sie absolvirt,
Erbt Rang und Titel und regiert
Zuletzt am Küchenheerde
Luft, Wasser, Feu'r und Erde.