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Emma betet – und des Himmels Auen
Oeffnen sich vor ihrer Andacht Gluth:
Wie sie kniet und stilles Gott-Vertrauen
Auf der sanft erhab'nen Stirne ruht.
Heil'ger Schauer bleicht die Rosenwangen,
Und, der nahen Gottheit sich bewußt,
Hebt ein banges, seufzendes Verlangen
Ihre zarte, engelreine Brust. –
Wie der Tugend heilig stilles Sehnen
Auf dem sanften, blauen Auge schwebt,
Und dem Augenliede dieser Schönen
Eine Thränenperle leis entbebt. –
Wie der West um ihre Locken fächelt,
Der ein Friedensbote sie verehrt,
Um den Rosenmund die Hoffnung lächelt
Und ihr Strahl den frommen Blick verklärt. –
Ach! sie sucht der Erde zu entfliehen,
Wallt im Geiste schon nach sel'gen Höh'n,
Höret schon des Himmels Harmonien,
Fühlet schon des Friedens leises Weh'n! –
Seh' ich diese leidenvolle Schöne
So verklärt von Andacht und Vertrau'n,
Und der heil'gen Sehnsucht helle Thräne
Ueber ihre Rosenwangen thau'n:
Schauert's meinen Geist in die Gefilde,
Wo des Seraphs Blick in Andacht strahlt,
Und des Himmels unnennbare Milde
Sich im Spiegel seiner Seele malt.
Emma! So in heiligem Entzücken
Laß mich sterbend noch dein Auge seh'n,
Und ich lese dann in deinen Blicken
Meinen Himmel und mein Aufersteh'n!