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Hirtenliedchen.

Nach einem Traume von dem künftigen erzbischöflichen Weihefeste.

Im Jahre 1827.

Dem Hirten, dem die Freude
In Freiburgs Thal erblüht,
Im Schatten dieser Weide
Ein ländlich Hirtenlied:

Ich träumte mir den Hirten
Im Kranz der Jubelschaar,
Verdienst und Liebe führten
Ihn zu dem Weihaltar.

Hier bot des Volkes Freude
Ihm Ring und Schäferstab,
Daß er die Heerden waide,
Die ihm der Meister gab.

Da nahm der Greis die Bürde,
Bewußt der schweren Pflicht,
Und eine hehre Würde
Umfloß sein Angesicht.

Sein Auge voll Entzücken
Des Friedens sanftes Bild,
Sah unter Thränenblicken
In's himmlische Gefild.

Wohl schien es mir zu sagen:
»Ich geh', in der Gefahr,
Mein Leben selbst zu wagen
Für meine Lämmerschaar!«

Da glühten meine Wangen,
Ich fühlte süßen Schmerz,
Und heil'ge Schauer drangen
In's tiefbewegte Herz.

Ach! dacht' ich – und mit Schweigen
Sah ich die Erde an –
Mir ist kein Lämmlein eigen,
Daß ich es waiden kann.

Dem Hirten will ich dienen,
Sein Herz ist sanft und gut:
Dann soll der Epheu grünen
Um Stab und Schäferhut.

Den Heerden blas' ich Lieder,
Die mich der Meister lehrt,
Und sing' und blase wieder,
Bis Fels und Wald es hört.

Wird vor dem Wolf mit Beben
Ein armes Lämmlein schrei'n,
So wag' ich Blut und Leben,
Es wieder zu befrei'n.

Und sink ich matt dann nieder
In's kühle Schattengrün,
Verstummen meine Lieder
Und Flötenmelodie'n.

Wie wird bei meinen Schäfchen
Im letzten Abendschein
Mir dann mein Hirtenschläfchen
So leicht, so wonnig seyn!


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