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Facit indignatio versus. Juvenal.
Wie froh betret' ich deinen Boden wieder,
Wie ewig werth, wie theuer bist du mir!
Verächtlich seh' auf dich der Fremdling nieder,
Mein Vaterland! Ich bleib' ein Sohn von dir.
Zwar viele deiner Söhne, eitle Laffen,
Von dir verworfen, schämen deiner sich,
Und werden fremder Sitten dumme Affen,
Und machen dich beim Ausland lächerlich.
Ich sah auf diese lächerliche Thoren
Mit patriotischer Verachtung hin,
Und sagte laut, daß Schwaben mich geboren,
Daß ich ein Sohn von dir, ein Schwabe bin.
Des Auslands dummer Hochmuth mag dich lästern,
In deine stille Größe eingehüllt,
Bist du doch unter allen deinen Schwestern
Der großen Mutter schönstes Ebenbild.
Nur noch, o Vaterland, in deinen Hütten,
Sonst nirgends so in ganz Germanien,
Sind uns'rer Väter alte deutsche Sitten
Und ihre Treu' und Redlichkeit zu seh'n.
Ich fühlte mich im Ausland so beklommen,
Und jetzt – wie hüpft mein Herz im Freudentanz! –
Willkommen, gutes Vaterland! willkommen,
Ihr guten Menschen meines Vaterlands!
Ich eilte auf der Freude schnellen Flügeln
Und sehnsuchtsvoll in deinen Schoos zurück,
Und trunken hängt an deinen fruchtbar'n Hügeln,
An deinen reichen Thälern jetzt mein Blick.
Jetzt steh' ich wieder unter freundlichen Gesichtern,
Zutraulich drückt der Landsmann mir die Hand,
Und freundlich nickt mir, doch jungfräulich schüchtern,
Das Mädchen zu: »Willkomm' im Vaterland!«
Hier ist Natur im off'nen Flügelkleide,
Hier ist kein Firniß, keine Ziererei,
Hier tönt kein Mißlaut einer falschen Saite,
Hier zeigt sich Alles, was und wie es sey.
Hier schielt kein Auge tückisch nach Betrügen,
Hier lau'rt kein Schalk im Hinterhalt,
Hier seht ihr keine Mienen, welche lügen,
Hier hat die Münze inneren Gehalt.
O sehet hin! Aus ihren off'nen Blicken
Spricht herzlich schwäbische Gutmüthigkeit,
O fühlt, wie traulich sie die Hand euch drücken;
Aus jeder Miene lächelt Offenheit.
Ihr könnt auf diese guten Menschen bauen,
Sie tragen ihre Seelen im Gesicht;
Mit reinem kindlich-herzlichem Vertrauen
Schmiegt sich der Schwabe an und argwöhnt nicht.
Dies nützt der feine Fremdling, und betrüget
Dies gute Volk, das sonder Hinterlist
Dem nächsten besten Schalk, der gern belüget,
Treuherzig offen blos gegeben ist,
Und nennt es dumm, zu seiner eig'nen Schande.
Soll dies den Schwaben wohl beleidigen?
Das Vaterland der
Schiller und
Wielande
Kann diesen dummen Vorwurf stolz verschmäh'n.
Kühn steh'n wir jedem Volke zu Gerichte
Mit uns'rer großen Männer großem Ruhm;
Es spreche uns'res Vaterlands Geschichte,
Und dann – dann nennet uns nur immer dumm.
O, daß wir Schwaben alle tief empfänden,
Wie weit wir manches Thiervolk überseh'n!
Und daß noch einige sich selbst so schänden,
Und hinter ihren Spöttern knechtisch steh'n!
Heran! Heran zum Vaterlands-Altare,
Wer noch mit Stolz sein Vaterland verehrt,
Und wer ein Schwab' zu seyn sich schämt, erfahre,
Wie warm die Heimath sey, am fremden Heerd!