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Die goldne Hochzeit der ersten Menschen im neuen Paradiese.

An meine scherzhafte Freundin N. am 11. März 1826.

Du, die zu meines Lebens Glück
Mich ihren Adam nannte,
In der ich auch beim ersten Blick
Mein Evchen gleich erkannte,

Sag' an, was ist mit uns gescheh'n,
Seit wir beisammen waren?
Wie konnten wir uns wieder seh'n
Nach so viel hundert Jahren?

Das Leben in dem Paradies,
Und unsere Geschichten,
Kann uns als sicher und gewiß
Die Bibel noch berichten.

Drum gib dem Zweifel keinen Raum,
Daß vor viel hundert Jahren,
Wir schon, wiewohl fast wie ein Traum,
Im Paradiese waren.

Komm, daß auf's Neue ich mit dir
Den Bund der Treue schließe,
Dann wird für uns die Erde hier
Zum zweiten Paradiese;

Die Wälder und die Felsenhöh'n
Verketten sich im Tanze,
Und kreisen majestätisch-schön
Um uns im Zauberkranze.

In diesem Kranze ist der Raum,
Wo süße Düfte wallen,
Und von dem Silberblüthenbaum
Die gold'nen Früchte fallen;

Wo bunter Vögel Melodie'n
Wie Zauberflöten klingen,
Die Chöre sanfter Harmonie'n
Aus Mozarts Opern singen,

Wo Silberwellen, die im Flieh'n
Den Drang zur Tonkunst fühlen,
Die schönsten Schäfermelodie'n
Im Rosenhaine spielen.

Hier sitzen, wunderschön und klein
Im Kelch der Rosenblättchen,
Mit blau- und schwarzen Aeugelein
Gelockte Amorettchen.

Ein dichtbelaubtes Hüttendach,
Wo solche Röschen nickten,
Umfinge friedlich das Gemach
Der himmlischen Beglückten.

Madame Pomona würde ich
Zur Gärtnerin mir dingen.
Doch dürfte sie mir sicherlich
Nicht wieder Aepfel bringen.

Die müßte sie mit größtem Fleiß
Aus unserm Garten rotten;
Sonst ist uns nichts, so viel ich weiß,
Im Paradies verboten.

Auch lassen hier zu Lande sich
Die Schlangen nicht verspüren,
Dann wirst du, liebes Evchen, mich
Auch nimmermehr verführen.

Es wird alsdann in bitterm Leid
Der Himmel nicht mehr weinen,
Und im gestickten Feierkleid
Uns jede Nacht erscheinen.

Frau Flora, welche dann sich nur
Bemüht, uns zu gefallen,
Läßt ihre Kinder auf der Flur
In bunten Röckchen wallen.

Auch wird die Sonne immerhin
Sehr freundlich uns bestrahlen,
Und uns mit Farben aus Berlin
Die Erde rings bemalen.

Sie wird für uns durch's ganze Jahr
Sich schminken und frisiren,
Und uns als erstes Menschenpaar
Zur goldnen Hochzeit führen.

Dort werden wir uns noch einmal
Stets treu zu seyn geloben,
Und sieh! das Thor am Himmelssaal
Wird plötzlich aufgeschoben:

Man hört die Engel einen Chor
Aus Haydns Schöpfung singen,
Indem sie aus dem Flügelthor
Die Jacobs-Leiter bringen.

Sie heben lächelnd uns sogleich
Auf ihre Himmels-Leiter,
Wir aber merken diesen Streich,
Und steigen nicht mehr weiter.

Sie müssen auf der Leiter hier,
Nun selber sich placiren,
Und uns nach böhmischer Manier
Zum Tanzen musiciren.

Frohlockend will ich dann mit dir
Zum Hochzeitreigen fliegen,
Um einen eig'nen Himmel mir
In meinem Arm zu wiegen.

Die Sterne schießen dann heran,
Uns jubelnd zu umkränzen,
Und schließen sich vertraulich an
Zu leichten Reihetänzen.

Auch wird die Sonne nimmermehr
Wie eine Schnecke gehen,
Sie wird sich schwindelnd um uns her
Im deutschen Walzer drehen.

Dann hält der Mond beständig Wacht,
Er lächelt aus der Ferne,
Und leuchtet uns die ganze Nacht
Mit seiner Blendlaterne.

Frau Venus, die vom Himmel schaut
Mit halbverstohlnen Blicken,
Wird mir und meiner goldnen Braut
Den schönsten Beifall nicken.

Zum Hochzeitschmause brauchen wir
Nicht erst das Geld zu borgen,
Der Paradieswirth muß dafür
Ganz unentgeldlich sorgen.

Das allerbeste Lond'nerbier
Wird aus den Wolken fallen,
Und statt des matten Rheinstroms hier,
Ein Strom Champagner wallen.

Die Nürenbergerwürste kann
Man auf den Bäumen suchen,
Und an den Stauden blühen dann
Die schönsten Pfannenkuchen.

Auch steht ein großer Korkbaum da,
Hier wachsen an den Aesten
Die Flaschen voll mit Malaga,
Und zwar vom allerbesten.

Uns fliegt in's Maul der Vögel Chor,
Ganz delikat gebraten,
Und kitzelt dennoch unser Ohr
Durch herrliche Sonaten.

Der Kaphahn und der Goldfasan,
Die rupfen sich mit Freuden,
Und heften sich an Bratspieß an,
Aus Liebe zu uns Beiden.

Der Hase zieht den Pelz sich aus,
Er bratet selbst sich schneller,
Und aus der Milchrahmsauce heraus
Macht er den Sprung auf's Teller.

Soll dieser Zauber der Natur
Das Heimweh nicht erregen? –
Dieß müßte ja, bedenk' es nur,
Ein Felsenstück bewegen!

Allein, was wäre alles dieß,
Wenn ich kein Evchen hätte,
Und wäre auch das Paradies
Wie eine Reichspastete.

Ach, ohne Evchen wäre doch
Wie Kalmus jede Speise,
Das Paradies ein Karzerloch,
Die Engel Fledermäuse.

Drum liebes Evchen komme bald,
Laß mich nicht länger warten,
Und mache Berge, Thal und Wald
Zu einem Frühlingsgarten.

Denn, wo du deinen Wohnort hast,
Da steigt der Himmel nieder,
Gott Vater selbst ist unser Gast,
Die Engel uns're Brüder.

Horch, wie sie schon zur Hochzeit sich
Im Geigen exerziren!
Darf ich zu diesem Tanze dich
Auch jetzt gleich engagiren?


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