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Lob des rothen Schnurrbarts.

An Herrn Major G** der hohenbergischen Landmilitz.

Du willst, ich soll den rothen Bart besingen,
Den dir Mama Natur beschied,
Dich in die Norm des Heldenthums zu bringen?
Sieh, Freund, hier ist das schönste Lied:

Sey stolz auf deinen Bart, er ist das Zeichen
Des Hains, wo Amor Rosen bricht,
Und ist der Abendröthe zu vergleichen,
Die einen heitern Tag verspricht.

Wie sichtlich bist du nicht in dunkler Ferne
Dem Liebchen, das nach dir sich sehnt,
Da unter deiner Nase die Laterne
Der hoffnungsvollen Liebe brennt!

Wie sicher wandelt dein Trophäendichter
An deiner Seite durch die Welt,
Da flammender als tausend Fackellichter
Dein Bart die Gegenden erhellt!

O hättest du im alten Testamente
Zur Ehre deines Barts gelebt,
Längst prangtest du sammt ihm am Firmamente
Als rother Fixstern angeklebt.

Er ist der Aushängschild der großen Geister,
Präg' immer diesen Stolz dir ein;
Ihn trug sogar einst unser Herr und Meister,
D'rum muß die Farbe heilig seyn.

Und hat nicht Mosen sammt dem ganzen Heere
Der schönste rothe Bart geziert,
Als er an's Land, gefärbt vom rothen Meere,
Sein Volk von Israel geführt?

Ach Schade, daß des Schicksals Wetterlaune
Dich nicht zum Priesterthum erhob!
Die Feder würde siech bei der Posaune,
Zu predigen dein hohes Lob.

Dir wär' es Spiel, den Sünder zu bewegen,
Weil er gewiß vor Reue glüht,
Wenn er der Hölle Brand und Sodoms Regen
Schon unter deiner Nase sieht.

Zwar sucht der Neid manch bitterböses Kärtchen
Dir in dein gutes Spiel zu streu'n,
Als säße unter jedem rothen Bärtchen
Die Großmama der Schelmerei'n;

Doch, laß ihn bellen, achte nicht des Spottes;
Die Narren werden nimmer klug.
Du trägst als Leibhusar des lieben Gottes
Den Bart, so wie er selbst ihn trug.


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