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Im August 1823.
Herbei, ihr Herrn von Stadt und Land!
Herbei, ihr edle Damen!
Hier bindet der Najade Hand
Die schöne Welt zusammen;
Zum Heil für Geist und Körperbau
Im Wunderbad zu
Niedernau.
Hier wird mit off'nem Freundesarm
Ein Jeder aufgenommen,
Er seye reich, er seye arm,
Und sey er hergekommen
Von London oder Pappelau,
Er findet Platz in
Niedernau.
Die Kranken macht dies Bad gesund,
Gesunde noch gesünder,
Und Besserung legt sich zum Grund
Für jung' und alte Sünder,
Sind sie benetzt vom Himmelsthau
Des Götterbads zu
Niedernau.
Dem Körper gibt es Riesenkraft,
Der Seele neues Leben,
Wird es vermengt mit Rebensaft,
Als Labetrank gegeben;
D'rum eilet über Berg und Au
Zum Lebensquell nach
Niedernau!
Auch kommen oft von Nah' und Fern
Gefahren und geritten,
Bildschöne Damen, hübsche Herrn,
Hieher als Blitzvisiten;
Wär' auch das Wetter kühl und rauh,
Man wärmt sich gut in
Niedernau.
Der Jüngling, der ein Liebchen sucht,
Sein Lebensglück zu gründen,
Und im Galopp die Welt durchflucht
Und nirgend es kann finden,
Such' es in keinem andern Gau,
Als in dem Bad zu
Niedernau.
Ein Jüngferchen, das, wie's oft geht,
Durch kalte Winternächte
Viel Langweil' hat zu Tisch und Bett'
Und gern ein Männchen möchte,
Die stelle blos sich hier zur Schau,
Ihr lacht das Glück in
Niedernau.
Ein Ehmann, der bei schlechter Glut
Den Ehebund besiegelt,
Und ihn darob mit edler Wuth
Sein Weibchen derb durchprügelt;
Wär' auch sein Buckel gelb und blau,
Ihn heilt das Bad in
Niedernau.
Der jungen muntern Frau bescheert
Es Hilf' von manchen Leiden,
Der alternden Matron' gewährt
Es selbst noch Mutterfreuden;
Die ält'ste Katze schreit Miau,
Kömmt sie vom Bad zu
Niedernau.
Ein abgelebter Hörnermann,
Der nimmer
puncto puncti
Praestanda mehr prästiren kann,
Ut galli tales cuncti;
Sey auch sein Kopf ganz eselgrau,
Er wird
capax in
Niedernau.
Kurz, käm' der allerärmste Tropf,
An Leib und Seel' ein Krüppel,
Bepackt mit Buckel und mit Kropf
Und im Gehirn den Tippel,
Dabei ein Fußwerk wie ein Pfau,
Das Tropfbad hilft zu
Niedernau.
Hier spudet Herr von Klapperfuß
Beschämt sich von der Stelle,
Denn ein bewährter Medicus
Verrammelt ihm die Schwelle,
Wär' auch der Kahlkopf noch so schlau,
So fängt er nichts in
Niedernau.
Hat Jemand schlechten Appetit,
Und kann sein schwacher Magen
Ein Kälberschlägelchen blos mit
Sechs Pfund nicht mehr vertragen,
Er nehm' das Wasser kalt, nicht lau,
So frißt er für ganz
Niedernau.
Auch Reinlichkeit war ja bisher
Der Körperbildung Stempel;
Nun setze ich den Fall, es wär'
Ein Halbmensch zum Exempel,
So schwarz wie eine wilde Sau,
Er wird zum Schwan in
Niedernau.
Hat Jemand kleiner Schulden viel,
Und böse Creditoren,
So ist zum sichersten Asyl
Für ihn dies Bad erkoren;
Kein Blitzphilister, kein Wauwau,
Genirt ihn hier in
Niedernau.
Will etwa auch ein Doctorlein
Die Badekur mißrathen,
So fällt ihm blos der Abschied ein
Vom Beutel voll Ducaten;
Glaubt mir, ich kenne das genau.
Fort, fort, in's Bad nach
Niedernau!
Hier wohnt des Gastwirths Rechtlichkeit,
Die mit Verlust der Stunden
So mancher Gast oft weit und breit
Gesucht und nicht gefunden.
Man schreibt kein
X hier für ein
Vau,
Das Recht bleibt Recht in
Niedernau.
Ja, Freunde, ja Gott Lob und Dank,
Daß ich im Zuber stecke!
Und würd' ich einmal wieder krank,
Eh' von der Apotheke
Ich
China und
Rhabarber kau',
Flieh' ich in's Bad nach
Niedernau.
Sprecht selbst mit deutscher Offenheit
Ihr, die ihr hier gewesen,
Seyd ihr nicht hier mit Fröhlichkeit
In kurzer Zeit genesen?
Mein Griechengott, auf den ich trau',
Der hilft auch mir in
Niedernau.
Nun bin auch ich durch seine Gnad'
Ein Glied der Badgemeinde,
Und sehnlich denke ich im Bad
An euch, ihr lieben Freunde,
An meine Kinderchen und Frau,
Mit Gruß und Kuß aus
Niedernau.