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Zum Abschiede
an meine akademischen Freunde
vor ihrem Eintritte in's katholische Seminar, als sie mir nach überstand'ner
Krankheit einen dreimäßigen Krug Lahrerbier überschickten.

Hinab, mein Geist, hinab zum Quell der Klarheit!
Hinab in diesen dickbeleibten Krug!
Im Abgrund sucht Confucius die Wahrheit,
So eil' auch du hinab im schnellsten Flug!

Ha, welch' ein Trank! – O Lahrerbier erhelle
Der Schwermuth Nacht mit deinem Zauberschein!
Mein Antlitz spiegle sich in deiner Quelle:
Verklärt wird es ein zweiter Vollmond seyn.

Wie mir die Fluthen um die Wangen spielen!
Wie man der Krankheit Leiden hier vergißt!
So kann den heißen Durst nur Lethe kühlen,
Von der das Lahrerbier ein Muster ist.

O, daß mir ja die Hand nicht zitternd wanke,
Wenn sie den Wampelkrug umfangen hält,
Damit kein Tröpfchen von dem Göttertranke
Hier auf die ungeweihte Erde fällt.

O Ceres! Könntest du mich jetzt umschweben:
(Denn dir verdankt die Kehle diesen Zug) –
Ich würde dir dafür ein Küßchen geben
Und drei dem pfarrherrnmäß'gen Wampelkrug.

Ihn will ich meinen Arzt und Hirten nennen,
Denn er gibt Wahrheit, Frohsinn und Gedeih'n;
O, mußt' ich blos für diese Welt ihn kennen?
Wird er nicht jenseits mein Begleiter seyn?

Ach nein! Es raubt die Schwindsucht schon bei Zeiten
Die schönste seiner Zierden ihm – das Bier;
Ein wahres Beispiel der Vergänglichkeiten,
Steht noch das letzte volle Gläschen hier.

Euch nun, die ihr die Schafe trefflich waidet,
Die ihr den Durst der armen Seelen stillt,
Die ihr das Leben von dem Tode scheidet,
Weil Nektar eurem Hirtenkrug entquillt;

Ja euch, ihr Freunde, die nun von mir scheiden,
Dir Zimmermann, dir Bohlinger und Has,
Und dir, mein Riesterer, weih' ich mit Freuden
Auf Wiederseh'n das letzte volle Glas! –

So lebt denn wohl, und denkt auch noch zu Zeiten
An euern treuen Pfarrer Wampelbum;
Der Segen Gottes möge euch geleiten
Nach Meersburg in das Seminarium!

Kein schönes Mädchen soll euch mehr begegnen,
Bis ihr im priesterlichen Käfigt steckt;
Kein Regen hind're euch, und muß es regnen:
So sey's nur Lahrerbier, was euch bedeckt.

Nichts möge eure Freundschaft je vermindern!
Nehmt eures Freundes heißen Dank dafür;
Der Himmel segne euch mit guten Kindern
Und gebe ihnen ächtes Lahrerbier! –


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