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Ein Schwabenmütterchen – will's Anne heißen –
Kam einst, auf ihren frommen Pilgerreisen,
Auch nach dem Wallfahrtsort Loretto hin,
Um dort der Gnadenmutter zarten Sinn,
Zu Gunsten ihres Sohnes zu erflehen,
Der, wunderbar zum Helden ausersehen,
Mit Höllenangst, für Gott und Vaterland,
Als Vizekorporal im Felde stand,
Daß sie den Gnadenmantel ihm auf's Neue
Zu Schutz und Schirm als Kugelfänger leihe.
Doch eh' des Kirchleins Schwelle sie betrat,
Ging sie gar klüglich mit sich selbst zu Rath,
Wie sie ihr Entree reguliren sollte,
Und ihre Avelaute stimmen wollte;
Und um zur Andacht ganz gestärkt zu seyn,
Kehrt sie zuvor noch in der Schenke ein.
Verhüllt in fromme Meditationen,
Und Qualgedanken an die Mord-Kanonen,
Die jetzt vielleicht dem armen Michel droh'n,
Saß sie bei ihrem Labetränkchen schon
Verklärt , und war bei'm dritten Gläschen Kümmel
So gut, wie Paulus, in dem dritten Himmel.
Nun watschelte, von Geistesdrang geführt,
Den Nimbus auf dem Näschen concentrirt,
Und mit dem schwersten Rosenkranz beladen,
Die Büßerin hinein zum Born der Gnaden –
Und – Wunder über Wunder! – Hier geschah,
Was nimmer eines Pilgers Auge sah:
Es nickten Annen freundlich schon von ferne
Die Kerzen zu, wie zwizerende Sterne;
Auch schien's, als grüßten sie mit Mund und Hand
Die Heil'genbilderchen von jeder Wand,
Und wankend, unter Seufzern und Gebeten,
Versucht sie's, näher dem Altar zu treten,
Den sie mit ihrem Opfer andachtsvoll
Nach Pilgerbrauch dreimal umkreisen soll;
Doch, wie vom Blitz gerührt, bebt sie zurück,
Und staunt, denn in demselben Augenblick
Dreht sich, sammt ihrem ganzen Heiligthum,
Die Gnadenmutter selbst um sie herum –
Ganz überwältigt von dem Doppelkümmel,
Ruft Anne jetzt, entzückt im neunten Himmel:
»O Mammeli! 's ist z'viel! Du gohst um
Mi,
Und I soll zersta dreimol rum um
Di!