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Holder Bach! du sollst im Leiden
Einzig mein Vertrauter seyn;
Hier im Schatten dunkler Weiden
Hauch' mir Trost und Kühlung ein.
Spiel' mit deinen Trauertönen
Meiner Sehnsucht Laute wach,
Und der Welle leises Stöhnen
Klage meine Seufzer nach.
Still und heiter floß sonst immer
Meines Lebens Quelle hin,
Die Aurorens sanfter Schimmer
Wie ein gold'ner Traum beschien.
Doch es kam der Sturm geflogen,
Der die Tiefen brausen macht,
Und auf die empörten Wogen
Sank des Schicksals düst're Nacht.
Nimmer tanzt die leichte Freude
Um der Quelle Blumenrand,
Denn wie Nebel um die Haide
Schleicht der Gram am öden Strand.
Zarte Rosen meines Lebens!
Seh' ich nimmer euch erblüh'n?
Ach! mein Auge sucht vergebens,
Und das Leben fließt dahin. –
O so fließe deinem düstern,
Wogumrauschten Falle zu;
Wo Cypressen dich umflüstern
Findest du das Thal der Ruh'.
Lispelt nur, ihr Abendwinde,
Kläglich durch den Weidenbaum;
Daß ich bald den Frieden finde,
Rausche, Welle, mich in Traum!
Wenn nun an ersehnter Stelle
Sich mein Geist im Traum verlor:
O, so rausche, kleine Welle,
Rausche leiser als zuvor! –