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An den Menschen mit dem hölzernen Gesicht.

So, wie man einen Bullenbeißer streichelt,
Daß er nicht murrt und grollt,
Und wie der Spieler seinem Satan schmeichelt,
Daß er ihn später holt:
So ehrt man dich, und anders nicht,
Mensch mit dem hölzernen Gesicht!

Den Menschenkenner kannst du nicht berücken
Durch dein erkauftes Von,
Nicht durch dein Aufgebot von Herrscherblicken
Und deinen Höflingston.
Der Schurke steht zu nah' am Licht,
Mensch mit dem hölzernen Gesicht!

Wärst du Monarch, in deinen Unglücksstaaten
Wär' Furcht dein Opferrauch,
Und wer das Knie nicht beugte, müßte braten
Im eh'rnen Ochsenbauch.
So dürstest du nach Sclavenpflicht,
Mensch mit dem hölzernen Gesicht!

Du scheuest nichts, und doch packt mit den Klauen
Die blasse Furcht dich an,
Wenn eines Mannes Blicke dich durchschauen,
Der Wahrheit sagen kann.
Du bebst, doch du erröthest nicht,
Mensch mit dem hölzernen Gesicht!

Dich rührt kein Leid, und keine Freudenthräne,
Denn du hast keinen Freund,
Dir fluchen deine Töchter, deine Söhne,
Dein Ich ist selbst sich Feind.
Sag', bist du nicht der ärmste Wicht?
Mensch mit dem hölzernen Gesicht!

Dich wird die Phryne, die dein Gold umklammert,
Mit Lachen sterben seh'n,
Es wird die Waise, die umsonst gejammert,
An deiner Grube steh'n,
Und du wirst zittern am Gericht,
Mensch mit dem hölzernen Gesicht!


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