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Lob des Munderkingers.

O Munderkinger!
Dich lobet und preiset mein Mund,
Und hätt' ich auch Götzens fünf eiserne Finger,
Ich spielte sie heute mir wund,
Zu loben und preisen den Ehrenmann,
Den alle Welt loben und preisen kann.

Am Donaustrande
In Schwabenlands schönstem Revier,
Dort wiegt ihn die Mutter am goldgelben Bande,
Und taucht ihm den Schnuller in Bier;
Dort lächelt, in Fätschen gewickelt, gar süß
Der kleine gelblockige Dionys.

Den Berg Mariä,
Auf dem man ein Kirchlein erschaut,
Besteigt er, den Rosenkranz betend, all' Frühe,
Dort klingelt und singet er laut:
Bewahr' uns, Maria! den heutigen Tag
Vor Schlangen und Hexen und Wetterschlag!

Zu Faschingszeiten,
Da trägt er als Trommelgesell
Bei Trommel und Pfeife den Degen zur Seiten,
Tanzt hoch auf dem Brunnengestell,
Trinkt Vivat dem Kaiser mit Neckarwein,
Trinkt Vivat dem Liebchen, und springt – hinein.

Am Hochzeitfeste,
Da tanzt er drei ehrbare Tänz',
Der Sprünge dann sieben in goldgelber Weste,
Und geht er zu Felde im Lenz,
So trägt er ein Haselstrauchgertlein voran,
Und oben drei niedliche Blättlein daran.

Bei'm Kegelschieben,
Wer kann da der Meister wohl seyn?
Er wettet bei jeglichem Wurfe auf Sieben,
Und wirft auch den Köllig allein;
Nur ihm, seinem Liebling, gewähret dies
Sein heiliger Schutzpatron Dionys.

Bei'm Holzbirnspringen
Umarmt er, der Erste, den Baum!
Er kann über Stauden und Hügel sich schwingen,
Als wär' er beflügelt mit Pflaum.
Er schüttelt und schüttelt, es prasselt und fällt,
So schüttelt der Herr nicht im Zorn die Welt.

Bei'm Scheibenschießen,
Da lächelt nur ihm der Gewinn;
Er steht, ein Thurm Davids, auf ehernen Füßen,
Und all' seine Brüder um ihn.
»O Dionys! Dionys! halte gut aus,
Und denke auf Weib und auf Kinder zu Haus!«

In Feuersnöthen,
Wer klettert dem Dionys nach?
Er schleudert, wie Halmen, um Alles zu retten,
Die feurigen Balken vom Dach,
Und nimmer wohl hat er sich Schaden gethan.
Gelobt sey der heilige Florian!

In Kriegesfällen,
Da schlägt er sein Fallbrücklein ab,
Und streift von den Leitern mit siedenden Wellen
Die stürmenden Feinde hinab.
Es stehen noch männiglich Bürge davor
Fünf eiserne Kugeln, gemau'rt in's Thor.

Am schwülen Tage
Des Rathes, da sitzt er und prüft
Das Zünglein der schweren Gerechtigkeitswage,
Und urtheilt nach Gründen und Schrift,
Und träf' es Gevatter und Schwager und Schwähr,
So zerrt ihn der Büttel doch hin und her.

Mit Dochtgarnspinnen
Erwirbt er sein Brödlein im Schweiß,
Er sucht seine Thaler in Wien zu gewinnen,
Doch führt ihn kein Wiener auf's Eis.
Sein spotten die Aefflein in Seiden und Gold,
Doch sind ihm dafür ihre Thälerlein hold.

Mit Neunzig Jahren
Begibt er sich endlich zur Ruh',
Trägt's Handwerk dem Schwiegersohn über, nebst baaren
Zehn Thalern, der Tochter, und Kuh,
Stopft 's Pfeifchen und keucht in dem Stüblein am Thor
Dem Enkel den Jammer des Schwedenkriegs vor.

O Munderkinger!
Dich lobet und preiset mein Mund,
Und hätt' ich auch Götzens fünf eiserne Finger,
Ich spielte sie heute mir wund;
Denn du bist der ehrbare Biedermann,
Den alle Welt loben und preisen kann.


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