Anzeige. Gutenberg Edition 16. 2. vermehrte und verbesserte Auflage. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++
der bei dem Landwirthschaftsfeste auf den Preis
Anspruch machenden Thiere, in reindeutscher
Mundart, nebst der Randglosse eines schwäbischen
Judengauls im Hintergrunde.
Das Pferd.
Sprecht, bin ich nicht das edelste der Thiere,
Das hoch in Rang und Ehre steht?
Wenn ich die Mähnen schüttle, stampf' und wieh're,
Wer läugnet meine Majestät?
Stolz ist mein Gang, schmiegt sich an meine Lenden
Des klugen Reiters Schenkel an;
Doch schnell kann ich ihn auch zur Erde senden,
Spielt er auf mir den Pavian.
Noch mehr stolzire ich am Gallawagen,
Den eine edle Dame schmückt,
Und weiß mich wie ein Lämmchen zu betragen,
Wenn ihre Reitlust mich beglückt.
Wer dient dem Landmann so auf Weg' und Stegen
Zu Nutzen und Bequemlichkeit?
Wer pflügt sein Feld und führt ihm Gottes Segen
In seines Obdachs Sicherheit?
Wer sichert im Gewühl der blut'gen Schlachten
Den Krieger, als mein schneller Huf?
Wer hebt den Waidmann über Schlucht und Schachten,
Begeistert ihn des Hüfthorns Ruf?
Zwar zieht der Fürst von Rom mit frommen Blicken
Mir seinen Leibbastarden vor,
Doch zieren Welterob'rer meinen Rücken,
Und schwingen sich auf mir empor.
Sogar auf Stambuls Thürmen, die doch Schatten
Der ew'gen Geistesnacht bedeckt, ...
Sind als Symbole unsrer großen Thaten
Die Schweife von uns aufgesteckt.
Ja, ich versich're euch bei unsern Manen,
Von denen keine Lüge stammt,
Prophetendienst versahen meine Ahnen,
Sogar das Bürgermeisteramt.
Und welche Wunder that – Bezeugt's ihr Götter
Mit eurer Blitzauctorität!
Zu Troja einst mein hölzerner Herr Vetter,
Den man zu einem Gott erhöht?
Les't die Geschichte von den Heymonskindern,
Dort könnt ihr Bayards Thaten seh'n;
Dann wird euch keine Zweifelsucht mehr hindern,
Und ihr des Pferdes Werth versteh'n.
Hier steh' ich nun mit unbeschnitt'nen Ohren,
Nicht falsch gefärbt, nicht englisirt;
Im Lande
Württemberg bin ich geboren,
Wo mein Geschlecht veredelt wird.
Zufrieden lebe ich mit meinem Stande.
Wär' Mancher doch ein Pferd wie ich,
So ging's am Ruder in so manchem Lande
Nicht durch die Esel hinderlich.
Der Mastochs.
Ihr Diener, meine Herrn und Damen!
Seyd fein gegrüßt von mir;
In aller meiner Brüder Namen
Steh' ich als Mastochs hier.
Mein
Corpus schafft mir Lust und Freuden,
Gibt Anseh'n vor der Welt;
D'rum wird mich Mancher heut' beneiden,
Dem man die Rippen zählt.
Ihr Schauer, thut mir den Gefallen,
Greift um und um mich an,
Und sagt, ob Einer von euch allen,
Wie ich, sich brüsten kann?
Von rauhem Haar ist zwar mein Kittel,
Doch bin ich respectirt,
Mehr, als ein Ochs mit Rang und Titel,
Den Jedermann barbirt.
Selbst unter Weisheits-Orthodoxen
Bin ich nach Wunsch geehrt,
Weil man sonst nichts von einem Ochsen
Als ein Stück Fleisch begehrt.
Und fänd' ich gleich in manchem Lande
Nicht ganz erwünschten Werth,
So ward mein Ahn am Nilusstrande
Doch als ein Gott verehrt.
Auch denke man, in welchem Grade
Uns Moses honorirt,
Da wir an seiner Bundeslade
Als Postzug paradirt.
Und wer ward denn durch uns're Sohlen
Zum Heiligen beglückt?
Sanct Crispin war's, der sie gestohlen,
Und Bettlerschuh' geflickt.
Was hat nicht schon der Ochsenfiesel
Für Wunder produzirt,
Wenn ihn der Hansel bei der Liesel
Methodisch applizirt?
D'rum gibt es auch in allen Ständen
Noch Ochsen, wie ihr wißt,
Die man deshalb mit Füß' und Händen
Von ferne schon begrüßt.
Und ob sie gleich nicht Hörner tragen,
Wie's handwerksbräuchlich ist,
Sind sie doch tückisch und verschlagen,
Voll Trug und Hinterlist.
Der Dummkopf ist zum Haß geeignet,
Er schadet, wo er kann;
Wer's
Omnis pinquis bonus läugnet,
Ist übel bei ihm d'ran.
Indessen lebe ich zufrieden,
Wie's einem Ochsen ziemt,
Und ist mir heut' ein Preis beschieden,
So bin ich's, der ihn nimmt.
Das Mutterschaf.
Zwar manches Schaf läßt reich an Schmuck und Seide
Sich vor den Schönheits-Richtern seh'n,
Doch hoff' auch ich im armen Wollenkleide
Bei dieser Prüfung zu besteh'n.
Das Gute hat mein Schöpfer mir gegeben,
Das Böse ist nicht meine Schuld,
Und wer mich ruhig prüft, dem zeigt mein Leben
Das Bild der Sanftmuth und Geduld.
Ich bin es, das den Menschen nährt und kleidet,
Ihm Nutzen und Vergnügen schafft,
Sogar das Fleckchen, das ich abgewaidet,
Erhält im Wachsen Doppelkraft.
Aus meiner Wolle werden Röck' und Hüte
Mit hohem Kunstfleiß fabrizirt,
Weil man nach deren Feinheit, Farb' und Güte
Den Eigenthümer selbst taxirt.
Wohl Mancher müßte bei der Frage schweigen:
Herr, haben Sie auch einen Kopf?
Hätt' er nicht gleich den Deckel vorzuweisen
Auf seinem geistesleeren Topf.
Und weiß ich gleichwohl nichts von Melodien
Und blöcke stets im
B moll Ton,
Trägt doch durch mich beim Klang der Symphonien
Der Musiker sein Lob davon.
Mein Darm, blos auf ein Kästchen straff gezogen,
Bezaubert eine halbe Welt,
Bestreicht des Künstlers Hand ihn mit dem Bogen,
Der nicht mechanisch Noten zählt.
Da tanzt der Staatsmann seine Menuette,
Pro rege et pro patria,
Der lust'ge Bau'r dreht seine flinke Grethe
Im wirbelreichen Hopsasa.
Auch kann mein Fett zum hellern Licht euch heben,
Als je ein Irrwisch der Vernunft;
Denn nie wird euch die Welt das Wahre geben,
Trotz ihrer Philosophenzunft.
Doch, daß ich nicht zu kühn moralisire,
Wie Manches Schaf schon oft gethan,
Mach' ich bescheiden meinen Schluß und führe
Nur noch ein Wort für Mütter an:
Ihr guten Frauen, denen Gott das Siegel
Der Mutterwürde aufgedrückt,
Nehmt euch das fromme Mutterschaf zum Spiegel,
Aus dem das Bild der Tugend blickt.
Stoßt eure Kinder nie vom Mutterherzen,
Nährt sie an eurer eig'nen Brust;
Gern theilen sie mit euch dann Lust und Schmerzen,
Der Dankespflichten stets bewußt.
Seht jedes meiner Lämmer, wie geborgen
Es an dem Mutterbusen ruht!
O Mutterpflicht hat oft gar schwere Sorgen,
Doch trag' ich sie mit festem Muth;
Denn felsenfest hängt wahre Mutterliebe
An dem geliebten Kinde nur,
Sie ist der schönste, edelste der Triebe
In allen Reichen der Natur.
Euch bösen Weibern, denen hier zur Strafe,
Der Himmel böse Männer gab,
Geb' ich die Lehr': Büßt, wie die dummen Schafe,
Geduldig eure Sünden ab.
Das Schwein.
Ihr Leute, nehmt mir's doch nicht übel,
Wenn euch mein Gruß mißfällt;
Beim Schweintrog und beim Kleienkübel
Wohnt nicht die feine Welt.
Freiwillig, ohne Stock und Peitsche,
Komm' ich hieher zur Schau,
Und steh' vor euch als eine deutsche
Höchst respectable Sau.
Ja, hoch sind wir zu respectiren,
Sonst würde man uns nicht
Auf jeder Tafel produciren
Als köstliches Gericht.
Es war in alt' und neuen Tagen
Bei jeder Gasterei,
So wie bei allen Saufgelagen,
Stets eine Sau dabei.
Die Sau ist Niemand unterthänig;
Wenn sie die Zähne blöckt,
So hat vor ihr sogar der König
Im Kartenspiel Respect.
Wer will den Titel
Sau verschmähen?
Spricht nicht manch' schöne Frau
Zum Mann, der sich im Trunk versehen:
Geh' weg, du volle Sau! –
Doch, weiß der Mann sich aufzuführen,
Nach Herzenswunsch der Frau,
Spricht sie mit vielem Karressiren;
Komm her, du liebe Sau! –
Und stirbt ein Mensch ohn' Rang und Mittel,
Vor Gram und Kummer grau,
So deckt sein Grab der Ehrentitel:
»'s war doch 'ne gute Sau.«
Man preiset zwar in Baierns Gauen
Die Ferkelzucht mit Recht,
Doch sind wir Württemberger-Sauen
Der Ausstich vom Geschlecht.
Nicht blos aus nachbarlichen Staaten,
Ja, bis vom stillen Meer
Führt man, daß sie mit uns sich gatten,
Chineser-Sauen her.
Sind deutsche mit Chineser-Würsten
In Plunzen dann vermischt,
So gibts ein Fressen, wie man's Fürsten
Noch selten aufgetischt.
Sagt doch, ihr Herrn Israeliten,
Ob's Ernst sey oder Spaß?
Ihr seyd ein Beispiel reiner Sitten,
Und schwört uns dennoch Haß.
Hätt's damals Sauerkraut gegeben,
Als Moses existirt,
Er hätte nie in seinem Leben
Uns Sauen relegirt.
Ein Kenner von den Sauereien
Denkt nicht wie er so dumm,
D'rum darf auch ich mit Recht mich freuen
Auf's heut'ge Prämium.