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Stilles Leiden.

An Louise.

Mit der Laute wogendem Getöne
Hebt sich leise mein Gesang;
In dem Auge zittert mir die Thräne,
Und dies Herz – es schlägt so bang!

Nimmer kann ich, Armer, dir es nennen,
Was so laut im Busen spricht;
Zwar das Herz will flammend es bekennen,
Doch der Mund gesteht es nicht.

Weißt du nicht, was in dem Myrthenhaine
Zephyrs sanftes Säuseln spricht?
Kennst du in der Dämm'rung mildem Scheine
Philomelens Klage nicht?

Frage nur die Saiten, die hier klagen,
Wenn die Wehmuth sie bewegt,
Ob sie nicht mit leisem Seufzen sagen,
Was sich hier im Busen regt?

Frag' den Mond, wenn er in sanfter Schöne
Durch die Abendwolken zieht,
Ob er niemals eine stille Thräne
Mir im Auge schimmern sieht?

Frag' den Bach, ob nie in seinem Tosen
Sich mein Trauersang verliert?
Und den Zephyr, ob sein zartes Kosen
Nie mein banges Ach! entführt?

Bald, Louise, bald verstummt die Klage,
Die hier keine Zuflucht fand;
Doch, was ich so treu im Herzen trage,
Trag' ich mit in's bess're Land.

Hat das Schicksal Freude dir gegeben,
Freuet sich mein Geist mit dir;
Aber wölkt der Gram mein Jugendleben,
O so traure nicht mit mir!

Mir auch blüht die Freude, gleich der Rose,
Die am Grabe sich erhebt,
Wenn auf mich im kühlen Erdenschooße
Gottes Friede niederschwebt.


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